„Deutsche, kauft nicht bei Juden!“ Die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der Judenverfolgung in Mülheim
14. September 2023 | 18:00 bis 19:00
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Im Rahmen von: 90 Jahre Machtergreifung – Ein Erinnerungsprojekt
Vortrag von Dr. Thomas Emons
„Deutsche, kauft nicht bei Juden!“ Die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der Judenverfolgung in Mülheim
Ein städtischer Auftragboykott gegen jüdisch geführte Unternehmen gehörte zu den ersten politischen Beschlüssen, die die neue Ratsmehrheit aus der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und der Deutschnationalen Volkspartei am 30. März 1933 beschlossen. Zwei Tage später initiierten die Nationalsozialisten auch in Mülheim unter dem Motto: „Deutsche, kauft nicht bei Juden!“ einen Konsumentenboykott gegen Geschäfte jüdischer Inhaber. Dem Kaufboykott sollte später die sogenannte Arisierung von Unternehmen jüdischer Unternehmen folgen. Von dieser Enteignung jüdischer Unternehmer und Geschäftsleute profitierten ihre nichtjüdischen Nachbarn und Mitbewerber, die auch zuschauten, als ihre Nachbarn und Kollegen ab 1941 in Judenhäusern interniert und anschließend in Konzentrationslager deportiert wurden, um dort ermordet zu werden. Der Auftrags- und Kaufboykott gegen Geschäfte und Unternehmen jüdischer Inhaber war die erste konkrete Verfolgungsmaßnahme der Nationalsozialisten, die im Januar 1942 in den Beschluss der Wannsee-Konferenz mündete, jüdisches Leben in Europa auszulöschen. Unter den Holocaust-Opfern waren am Ende auch 270 Mülheimerinnen und Mülheimer.