Zwischen Nationalismus und Aufstand: Die Arbeiterbewegung während der Ruhrbesetzung
27. April 2023 | 18:00 bis 19:00
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Vortrag von: Dr. Peter Berens
Der Vertrag von Versailles sah umfangreiche Kohlelieferungen aus dem Ruhrgebiet an die Siegermächte des 1. Weltkriegs vor, die ab Anfang 1923 von französischen und belgischen Truppen eingetrieben wurden. Auf die Besetzung des Ruhrgebietes reagierten Industrielle und Reichsregierung mit passivem Widerstand. Eine nationalistische Welle erfasste auch Arbeiterkreise. Andere gingen gegen die drastische Verarmung durch Hyperinflation auf die Barrikaden oder stürmten im Juni in Gelsenkirchen das Polizeipräsidium.
Im August 1923 stürzten Streiks die Regierung Cuno. Auf den revolutionären Siedepunkt reagierte die KPD mit dem nationalistischen „Schlageter-Kurs“. Der Ruhrindustrielle Hugo Stinnes befürwortete eine Diktatur der Reichswehr. Als diese dann im Oktober die SPD-KPD-Landesregierungen in Sachsen und Thüringen absetzte, reagierte die Arbeiterbewegung auch im Ruhrgebiet völlig passiv. Damit war die revolutionäre Phase der Weimarer Republik beendet. Ihre Stabilisierung begrenzte zwar die Reparationszahlungen an die Alliierten, hatte aber für die Arbeiterbewegung eine drastische Verlängerung der Arbeitszeiten und das Verbot ihres radikalen Flügels zur Folge.