Unter der eingängigen Parole „Wein ist Volksgetränk!“ entfaltete das NS-Regime in den Friedensjahren des Dritten Reiches eine groß angelegte Weinpropaganda, die das Trinken deutschen Rebensaftes als nationale Tat beschwor. Ab 1935 übernahmen annähernd 1.000 Städte vom Rheinland bis nach Hinterpommern besondere „Weinpatenschaften“ für einzelne Winzerorte, wobei im Rahmen des „Festes der deutschen Traube und des Weines“ von der NSDAP allerorten volkstümliche Weinfeste organisiert wurden. Der Volksmund machte daraus die Parole: „Saufen für den Führer!“ Tatsächlich wurde den deutschen Winzern damit eine propagandistische Aufmerksamkeit gewidmet, wie sie keiner anderen vergleichbaren Berufsgruppe in den Jahren der Hitlerdiktatur je zuteil geworden ist. Auch in Mülheim beteiligte man sich tatkräftig an dem staatlich verordneten einwöchigem Trinkgelage, wobei die Ruhrstadt – als zweite Kommune in Deutschland überhaupt – bereits im Herbst 1934 eine Patenschaft zu dem Moselort gleichen Namens übernommen hatte.