Von: Beate Fischer
Mülheim kann zahlreiche Orte vorweisen, wo Stadtgeschichte lebendig erfahrbar wird. Ein solcher Ort ist das Historische Museum im Schloß Broich.
Die ersten Pläne über die Einrichtung eines Museums sind mit der Gründung des Geschichtsvereins Mülheim an der Ruhr e.V. im Jahre 1906 verbunden. Vorsitzender war während seiner langen Amtszeit Oberbürgermeister Dr. Paul Lembke, sein Stellvertreter Robert Rheinen 1844 – 1926, der in seinem Hause damals schon eine erstaunlich umfangreiche Sammlung von Bildern, Hausrat und anderen Erinnerungsstücken besaß. Ein erstes Museum entstand 1909 an der Schollenstraße, das 1912 in die Vorstersche Villa, heutiges Stadthallengelände, verlegt wurde. Robert Rheinen war bis zu seinem Tod 1926 der erste Leiter dieses Museums.
Zwei Jahre später gelang unter Mitwirkung des Geschichtsvereins die Eröffnung eines neuen Städtischen Museums im ehemaligen Kreistagsgebäude in der Teinerstraße 69. Rheinens Nachfolger, Dr. Werner Kruse, konnte bereits 1927 der Öffentlichkeit eine Heimatausstellung präsentieren, die mit ihren Kunstschätzen und historischen Dokumenten ein großes Echo fand.
Das Kreistagsgebäude und die Mehrzahl seiner Museumsobjekte wurden 1943 ein Opfer der Bomben. Was aus den Trümmern geborgen werden konnte, fand später Platz im wiedererrichteten Tersteegenhaus und in städtischen Magazinen.
Seitdem besaß Mülheim kein zentrales Museum mehr. Die Kunstszene hatte sich nach dem Krieg eigenständig entwickelt und fand zuletzt in der Alten Post als Kunstmuseum einen festen Platz. Historische Museumspunkte sind dagegen über das ganze Stadtgebiet verstreut. Unter ihnen ist Schloß Broich ein Denkmal von besonderer Bedeutung.
Dem Hochschloss angegliedert sind die Bauten des Niederschlosses, welche mit dem gotischen Pallas ins späte Mittelalter verweisen und nach dem Dreißigjährigen Krieg durch barocke Ergänzungen zu einer gräflichen Residenz so erweitert wurden, dass es auch heute noch für repräsentative Zwecke gerne genutzt wird. Schloß Broich ist damit als Ganzes ein Museum und somit sehenswert.
Damit die Baugeschiche des Schlosses in der zeitlichen Entwicklung eingeordnet werden kann, bedarf es verschiedener Exponate – zum Beispiel erklärende Tafeln, Bilder, Dokumente, Fundstücke, Veröffentlichungen und vieles andere mehr. All das ist im Historischen Museum Schloß Broich zu sehen.
Im Jahre 2000 konnte das von Kulturbetrieb und Geschichtsverein gemeinsam entwickelte Konzept umgesetzt werden. Dank des Einsatzes von Mitgliedern des Geschichtsvereins und einem fünfstelligen Eurobetrag, den der Geschichtsverein aus der Vereinskasse dazugetan hat, konnten die Räume im Hochschloss zu einer geschichtlichen Erinnerungsstätte für Bürger und alle, die Mülheim besuchen, eingerichtet werden. Die Stadt stellt die Räume bereit, sorgt für Reinigung und Instandhaltung, der Geschichtsverein übernimmt die Pflege der ausgestellten Exponate, deren Sicherung und Ergänzung und die Aufsicht (ehrenamtlich). Darüber hinaus werden Führungen für Schulklassen und Gruppen angeboten.
Infotafeln auf dem Besucherbalkon in der zweiten Etage beschreiben die einzelnen Gebäudereste im inneren der Ringmauer. Der Wehrgang bietet einen Rundblick auf die Mülheimer Innenstadt. In den Räumen des Museums sind für die Stadtgeschichte in Schrift und Bild bedeutende Ereignisse zu sehen: von der Bedrohung durch die Wikinger bis zum Tod des Junggrafen Carl Alexander – durch einen Schuss aus der Pistole des Grafen Moritz von Styrum in einem Gerangel unter Betrunkenen. Immerhin verlor der Broicher Graf dadurch den männlichen Erben. Diesem Grafen verdankt die Stadt Mülheim ihr heutiges Wappen.
Der Eintritt in die Dauerausstellung des Museums ist ebenso kostenfrei wie eine große Auswahl der im Eingangsbereich des Museums ausliegenden Mülheim-Literatur. Der Ausschneidebogen, mit dem man sich ein Modell des Schlosses anfertigen kann, ist hier für 2 Euro erhältlich.
Respektabel sind ebenso die Besucherzahlen des ehrenamtlich geführten Museums, sie bewegen sich zwischen 4.000 bis 7.000 BesucherInnen jährlich.
Öffnungszeit s. Veranstaltungskalender
Führungen für Gruppen gerne jederzeit auf Anfrage, Auskunft und Terminabstimmung: Beate Fischer