von: Beate Ernsthaus
Auf der Versammlung des Kriegervereins Holthausen-Menden-Raadt, am 02.Mai 1926, wurde nach Anregung des Mitgliedes Leo Kämpgen, die Errichtung eines Kriegerdenkmals zu Ehren der im 1. Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Holthausen, Menden und Raadt, einstimmig beschlossen. Bei dem Denkmal handelt es sich um einen Findling, welcher bei der Erweiterung des Kassenbergs aus dem Fels gesprengt wurde. Die Firma Hermann Becker benötigte acht Pferde, um den Findling an seinen geplanten Standtort, an der Walkmühlenstraße, direkt neben der Kaisereiche, zu schaffen. Dieser Platz wurde dem Verein durch Hermann Haustadt, dem Besitzer der Walkmühle, überlassen. Die Gestaltung des Steines führte die Baufirma August Lehnhoff durch, nach einem Entwurf des Architekten Franz Bunte. Am 25. Mai 1927 erfolgte die Grundsteinlegung und am 02.10.1927 dann die feierliche Einweihung.
Im Jahr 1974 beschloss das Garten- und Friedhofsamt eine Restaurierung des ziemlich heruntergekommenen Denkmals und eine Verlegung an einen neuen Standort auf dem alten Holthausener Friedhof. Die geplante Verlegung stieß aber auf erheblichen Widerstand unter den Anwohnern des Rumbachtals. In einem Schreiben an den damaligen Oberstadtdirektor Heiderhof wurde um eine Standortverlegung im Bereich des Rumbachtals gebeten.
Am 06.05.1974 wurde das Denkmal an seinen heutigen Standort, in der Grünanlage unterhalb der Hölter Höhe, umgesetzt. Unter dem Denkmal wurde eine Zeitkapsel gefunden, die im Stadtarchiv geöffnet wurde. Die Kapsel enthielt Zeitdokumente in Form einer Zeitung vom 25./26. Mai 1927, Geldscheine der Inflationszeit, Münzgeld aus der Rentenmarkzeit und ein, in Sütterlinschrift auf Büttenpapier geschriebenes, Protokoll über die Beschlussfassung zur Errichtung des Denkmals. Vor der Verschließung der Kapsel wurde der Inhalt noch um das Protokoll der Öffnung und zwei aktuellen Tageszeitungen erweitert.
Im Zuge der Umsetzung ging leider die Bronzetafel mit den Namen der gefallenen Soldaten verloren und wurde auch nicht wieder aufgefunden. Erst nach fünf Jahren konnte eine originalgetreu rekonstruierte Tafel an dem Stein wieder angebracht werden.
Acht Gefallene sind auf der Tafel gelistet. Nach fast über 100 Jahren wird sich kaum mehr jemand erinnern. Wer also waren:
Friedrich Holtkamp,
Hermann Heinrich Kruss,
Heinrich Schmachtenberg,
Johann in der Wieschen,
Hermann Melches,
Ernst Schulten,
Friedrich Wilhelm auf dem Keller und
Hermann Wilhelm Österwind?
Der Fabrikarbeiter Friedrich Holtkamp wurde am 05.07.1889 in Fulerum als Sohn des Bergmannes Johann Heinrich Holtkamp und seiner Ehefrau Auguste Bierhals geboren. Das Ehepaar hatte noch 5 weitere Kinder. Am 23.05.1914 heiratete Friedrich, Maria Katharina Brings. Seine Einheit, das 2. Lothringische Infanterie-Regiment Nr. 131, war gleich zu Kriegsbeginn in Frankreich an Stellungskämpfen westlich von St. Quentin beteiligt. Er gilt seit dem 08.10.1914 bei Moncour als vermisst. Die kinderlose Ehe wurde am 21.09.1920 aufgelöst.
Hermann Heinrich Kruss geboren am 13.01.1887 in Heißen und dritter Sohn der Eheleute Bernhard Kruss und Elisabeth Hüsken war ledig. Die Eltern, der Vater war Tagelöhner, stammten aus dem Kreis Rees. Seine Einheit, das 8. westfälische Infanterie-Regiment Herzog Ferdinand von Braunschweig Nr. 57, zog vom 15.10. bis 28.10.1914 in die Schlacht bei Lille. Der Musketier-Gehilfe Hermann Heinrich fiel am 26.10.1914 bei Neuve Chappel in der Nähe von Lille.
Am 26.08.1885 wurden die Zwillinge Heinrich und Otto des Konditors Wilhelm Heinrich Schmachtenberg und seiner Frau Amalie Pelzer geboren. Heinrich war von Beruf Anstreicher, ledig und Reservist des 10. Lothringischen Infanterie-Regiment Nr. 174. Er ist bei den Gefechten um Krasnopol und Krasne am 25.03.1915 bei Siemieniszki, im heutigen Litauen, gefallen.
Johann in der Wieschen wurde am 05.07.1889 in Holthausen geboren. Er war, nach 4 Töchtern, dass 5. Kind des Bergmannes Johann in der Wieschen und seiner Frau Katharina Hingsen. Der Gerber Johann heiratete am 05.07.1913 Wilhelmina Graßkamp. Mit seiner Einheit, dem 2. Ober-Elsässischen Infanterie-Regiment Nr. 171 kämpfte er ab dem 15.09.1914 bei Craonne. Dort ist er am 29.09.1914 gefallen. Er hinterließ keine Kinder.
Der Fabrikarbeiter Hermann Melches, zweites Kind der Eheleute Hermann Heinrich Melches und Maria Magdalena Passmann, wurde am 04.03.1881 in Menden geboren. Die Eheschließung mit Emma Katharina Klever war am 14.11.1905. Er war Sanitäts-Sergant des 1. Lothringischen Feld-Artellerie Regiment Nr. 33. Gefallen ist er am 30.05.1918 in der Schlacht bei Soissons und Reims nahe Cambrei. Er hinterließ, neben seiner Ehefrau, die Töchter Gertrud Maria, Elfriede Mathilde und den Sohn Hermann Wilhelm.
Ernst Schulten, von Beruf Milchhändler, war der, am 07.08.1885 in Menden geborene, Sohn von Wilhelm und Margaretha Elise Schulten. Seit dem 06.10.1911 war der Jäger der 2. Jägerbrigade, Jägerregiment 4, mit Maria Helene Endemann verheiratet. Am 07.09.1916 fiel er im Czarnohora Gebirge in den Ostkarpaten, in der heutigen Ukraine.
Sein Schwager, der Schmiedemeister Friedrich Wilhelm auf dem Keller wurde am 17.09.1883 in Menden geboren. Der Sohn des Schmiedes Hermann auf dem Keller und Maria Wetter, heiratete die Schwester von Ernst Schulten, Anna Margaretha, am 09.11.1912. Ihr einziges Kind, Hermann Wilhelm, wurde am 28.04.1914 geboren und war knapp 3 Jahre alt, als sein Vater, Unteroffizier des Infanterie-Regiment Herzog von Holstein Nr. 85, am 23.04.1917 in Vis-au-Artois bei Arras gefallen ist.
Hermann Wilhelm Österwind, Unteroffizier des 7. Westfälischen Infanterie-Regiment Vogel von Falkenstein Nr. 56, fiel in der Schlacht bei La Bassée und Arras am 20.05.1915 bei La Bassée. Er hinterließ seine Ehefrau Anna Maria Klewer, welche er am 28.06.1902 heiratete und die Kinder Wilhelm Heinrich, Anna Katharina, Heinrich Hermann, Henriette Hedwig, Helene Maria, Elfriede Emma, Heinrich Karl und Karl. Von Beruf war er Bäcker und Brotkutscher. Geboren wurde er am 04.10.1880 als Sohn des Bäckermeisters Hermann Österwind und dessen Ehefrau Henriette Giesen. Er hatte noch 11 Geschwister und aus der zweiten Ehe seines Vaters 14 Halbgeschwister. Die Backstube seines Vaters war die Wiege der späteren Brotfabrik Österwind.
Dies sind 8 Schicksale von 2 Millionen Gefallenen und Vermissten die der 1. Weltkrieg zu beklagen hatte.
Quellen: Stadtarchiv, Genwiki, Wikipedia, Verlustliste 1. Weltkrieg