Von: Margarete Wietelmann
Jan und Hinnerk, das Mülheimer Mundart-Duo, trägt seit Jahren auf unterhaltende Weise zum Erhalt der Mülheimer Mundart bei. Für den Landschaftsverband Rheinland – kurz LVR – war dies Anlass, die beiden Künstler mit dem Rheinlandtaler auszuzeichnen. Der Rheinlandtaler wird an Personen, Organisationen oder Unternehmen verliehen, die sich in besonderer Weise im Rheinland engagieren.
Das Duo „Jan und Hinnerk“ wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts vom Chefredakteur des Mülheimer General-Anzeigers und Heimatschriftsteller Otto Schöpf ins Leben gerufen, um auf heitere Weise heimatkundliche Mundart-Pflege zu betreiben. Wechselnde Besetzungen haben diesen Gedanken lebendig gehalten. Noch heute erfreut das Mülheimer Mundart-Duo „Jan un Hinnerk“ viele Menschen bei Geburtstagsfeiern, bei Besuchen in Altenheimen oder sonstigen Veranstaltungen.
Doch wer verbirgt sich aktuell hinter Jan? Wer hinter Hinnerk?
Da ist der erstgenannte Jan, bürgerlich Franz Firla. Geboren in Bonn, kam er als Lehrer nach Mülheim und entdeckte nach seiner Aufnahme in den Stammtisch „Aul Ssaan“ sein Faible für die Mülheimer Mundart das „Mölmsch-Platt“. Vielfach sind es seine für dieses Duo geschriebenen Zeilen, die zu großen Heiterkeitserfolgen führen.
Unzählige Dönekes, Gedichte und Geschichten hat er seither zu Papier gebracht. Sie sind in verschiedensten Publikationen erschienen, von ihm selbst herausgegeben, veröffentlicht in den Jahrbüchern des Verkehrsverein Mülheim an der Ruhr e.V. oder in Tageszeitungen.
Mit besonderer Hingabe hat er über einen längeren Zeitraum die Serie „Mölmsche Woche“ in der Lokalzeitung „Mülheimer Woche“ mit Textbeiträgen gefüllt. Aktuell finden sich seine Beiträge in den Heften der Saarner Werbegemeinschaft.
Mit anderen Mundart-Dichtern hat er einen Verbund ins Leben gerufen und fördert mit ihnen einen stetigen Austausch. Hier ist sein Buch „RuSaKeWe“ zu erwähnen, dass die Mundart von Ruhrort, Saarn, Kettwig und Werden beschreibt und Wörterlisten dieser Mundarten präsentiert. Die Mölmschen Töne haben es sogar bis in Norden gebracht. Denn Franz Firla hatte die Gelegenheit ergriffen, unser Mölmsch Platt in einer vom Hamburgischen Dialekt dominierten NDR-Plattsendung mit Jan Graf einem weiten Hörerkreis bekannt zu machen.
Mit besonderem Engagement widmet er sich dem weit verbreiteten Heische-Lied „Ssinter Mätes Vögelsche“, das nicht nur im Rheinland allseits bekannt ist. Er hat den Nachweis geführt, dass es zwischen Belgien und der Ostsee-Küste im niederdeutschen Sprachraum in gleichen oder ähnlichen Textvarianten gesungen wurde und wird. Er hat Vorträge zu diesem Thema gehalten und strebt zudem die Herausgabe eines umfassenden Buches dazu an.
Franz Firla sang das Ssinter Mätes Vögelsche – Lied, begleitet von seinem Akkordeon, viele Jahre beim Chrubbel-Chrabbel und beim Martinszug in der Mülheimer Innenstadt. Zudem schuf er einen Begleitsatz für Martinskapellen, der als Noten und Audio im Internet abgerufen werden kann.
Die Stadt Mülheim an der Ruhr verdankt es seinem Einsatz, dass auf deren Internet-Seite eine umfassende Präsentation der Mülheimer Mundart zu lesen und auch zu hören ist.
Der erste Wikipedia-Artikel zum Thema „Mölmsch Platt“ stammt ebenfalls von Franz Firla.
Bei seinen Recherchen zum 50. Todestag unseres Mölmschen Platt-Lyrikers Chird (Gerhard) Hardering im Jahr 2017 stieß er auf ein von ihm geschriebenes fertiges Manuskript eines Mölmsch-Platt-Wörterbuches, das der Stammtisch „Aul Ssaan“ vervielfältigte, um es Freunden der Mülheimer Mundart zugänglich zu machen. Es ist das bisher umfangreichste Wörterbuch der Mülheimer Mundart und trägt mit seinen wertvollen grammatischen Einzelheiten wesentlich zum Verstehen und zum Erhalt unserer Mundart bei. So ist damit auch die Chance gegeben, dem Mülheimer Nachwuchs – beispielsweise mit Kursen an der JuniorUni Ruhr – die Mundart Mölmsch-Platt nahezubringen. Franz Firla ist Mitglied im Mülheimer Geschichtsverein.
Als Hinnerk steht heute Friedrich Wilhelm von Gehlen an der Seite von Franz Firla – ebenfalls Mitglied Saarner Bürgervereins. Dort ist er als Baas Ansprechpartner und Motor des Stammtisches „Aul Ssaan“. Auch sein Einsatz gilt dem Erhalt der Mülheimer Mundart.
Er ist darüber hinaus Rechnungsführer des Mülheimer Geschichtsvereins und war lange Zeit verantwortlich für die Aktion Stolperstein des Kölner Künstlers Günter Demnig in unserer Stadt.
Der Rheinlandtaler würdigt den Einsatz von Jan und Hinnerk für unser Mölmsch Platt, für unsere Kultursprache und die Stadt Mülheim teilt mit großer Freude diese öffentliche Anerkennung.
Der LVR übergab Franz Firla und Wilhelm von Gehlen am Nikolaustag, dem 6. Dezember 2022, in der ehrwürdigen Abtei Brauweiler die Auszeichnung.
Begleitet wurden die neuen Träger des Rheinlandtalers neben ihren Familien von weiteren Gratulantinnen und Gratulanten: dem Mülheimer Oberbürgermeister Marc Buchholz, dem Träger des Rheinlandtalers und Vorsitzenden der Alten Dreherei e.V. Martin Menke und selbstverständlich von der Vorsitzenden des Geschichtsvereins Dr. Ursula Hilberath und ihrer Stellvertreterin Margarete Wietelmann wie auch der Schriftführerin Beate Fischer. Sie alle freuten sich mit den Geehrten.
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