Von: Thomas Emons
Vielleicht lag es daran, dass die Inszenierung von Georges Bizets „Carmen“ die erste Freilichtbühnenaufführung nach dem Krieg war. Oberstadtdirektor Bernhard Witthaus, der die kulturelle Wiederbelebung der bereits 1936 eröffneten Freilichtbühne vorantrieb, war selbst überrascht vom überwältigenden Publikumsecho. Schon fünf Tage vor der ersten Carmen-Aufführung an der Dimbeck waren alle Karten ausverkauft, so dass Witthaus erlaubte, auch Karten für Stehplätze zu je 50 Pfennig an die kulturbegeisterten Mülheimer zu verkaufen.
„Heute gibt es im Ruhrgebiet einfach zu viele Spielstätten und Veranstaltungsorte“, erklärt sich Horst van Emmerich, warum es 55 Jahre nach der ersten Nachkriegsaufführung an der Dimbeck so schwer geworden ist, die Freilichtbühne mit zahlenden Besuchern zu füllen. Tatsächlich warteten die Mülheimer damals noch auf die Wiedereröffnung ihrer Stadthalle und waren noch weit entfernt von einer Fernsehdauerberieselung. So ist es wohl auch zu erklären, dass die fünf Aufführungen von „Carmen“, „Schwarzwaldmädel“ und „Winnetou“ im Sommer 1954 insgesamt 15.000 Zuschauer zur Dimbeck lockten und die NRZ nach der ersten Aufführung titelte: „Opernzauber in der Freilichtbühne – Verheißungsvolle Aussichten.“ Allerdings: Auch im Sommer 1954 hatte man offensichtlich immer wieder mit Regen zu kämpfen, so dass die ursprünglich geplanten Filmvorführungen in der Freilichtbühne auf den Sommer 1955 verschoben wurden.