Die Wiedereröffnung der Freilichtbühne

Freilichtbühne, Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Von: Thomas Emons

Wie bekommt man zahlende Gäste in die Freilichtbühne? Diese Frage bewegt die Freunde der Freilichtbühne an der Dimbeck bis heute. Der Vorsitzende des Freilichtbühnenvereins, Horst van Emmerich, schätzt, dass man im Jahr 2008 mit 13 Veranstaltungen etwa 6000 Zuschauer in Mülheims grünes Freilufttheater locken konnte. Da erstaunt es im Rückblick schon, dass am 1. Juli 1954 mehr als 2300 Zuschauer zu einer einzigen Opernaufführung kamen, die damals an der Dimbeck über die Freilichtbühne ging. Zu Gast waren die städtischen Bühnen Gelsenkirchen.
 

Vielleicht lag es daran, dass die Inszenierung von Georges Bizets „Carmen“ die erste Freilichtbühnenaufführung nach dem Krieg war. Oberstadtdirektor Bernhard Witthaus, der die kulturelle Wiederbelebung der bereits 1936 eröffneten Freilichtbühne vorantrieb, war selbst überrascht vom überwältigenden Publikumsecho. Schon fünf Tage vor der ersten Carmen-Aufführung an der Dimbeck waren alle Karten ausverkauft, so dass Witthaus erlaubte, auch Karten für Stehplätze zu je 50 Pfennig an die kulturbegeisterten Mülheimer zu verkaufen.

Der Generalintendant der Gelsenkirchener Bühnen, Gustav Deharde, hatte sich nicht getäuscht, als er im Vorfeld der fünf Aufführungen seines Ensembles die Mülheimer als „sehr theaterfreudig“ eingeschätzte. Bereits im April 1954 hatte er die Freilichtbühne als Spielort für gut befunden. Um Platz für Musiker zu schaffen, ließ das Tiefbauamt eigens einen Orchestergraben ausheben.
 

„Heute gibt es im Ruhrgebiet einfach zu viele Spielstätten und Veranstaltungsorte“, erklärt sich Horst van Emmerich, warum es 55 Jahre nach der ersten Nachkriegsaufführung an der Dimbeck so schwer geworden ist, die Freilichtbühne mit zahlenden Besuchern zu füllen. Tatsächlich warteten die Mülheimer damals noch auf die Wiedereröffnung ihrer Stadthalle und waren noch weit entfernt von einer Fernsehdauerberieselung. So ist es wohl auch zu erklären, dass die fünf Aufführungen von „Carmen“, „Schwarzwaldmädel“ und „Winnetou“ im Sommer 1954 insgesamt 15.000 Zuschauer zur Dimbeck lockten und die NRZ nach der ersten Aufführung titelte: „Opernzauber in der Freilichtbühne – Verheißungsvolle Aussichten.“ Allerdings: Auch im Sommer 1954 hatte man offensichtlich immer wieder mit Regen zu kämpfen, so dass die ursprünglich geplanten Filmvorführungen in der Freilichtbühne auf den Sommer 1955 verschoben wurden.

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