Eröffnung des Friedrich-Wennmann-Bades

Eröffnung des Heißener Hallenbads, Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Von: Thomas Emons

Eigentlich gehen Politiker und Beamte nicht gerne baden, schon gar nicht vor Kommunalwahlen. Doch am 30. April 1975 machen sie eine Ausnahme. Denn an diesem Tag eröffnet Oberbürgermeister Dieter aus dem Siepen das neue Hallen- und Freibad Heißen. Und zur Feier des Tages liefern sich Sozial-, Christ- und Freidemokraten mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung in gemischten Staffeln ein Wettrennen im 25 mal 12,50 Meter großen Hauptbecken. „Mit der Eröffnung dieses Bades“, sagt aus dem Siepen in einer Ansprache am Beckenrand, „wird das Leistungsangebot unserer Stadt auf erfreuliche Weise abgerundet.“ Keine Frage. Das Bad ist im Kommunalwahljahr 1975 Wasser auf die Mühlen der noch mit absoluter Mehrheit regierenden SPD.

Geld spielt noch nicht die Rolle, die es heute spielt. Auf einem 28.000 Quadratmeter großen Areal, das zuvor von einem Schweinezüchter bewirtschaftet worden war, entsteht in nur 13 Monaten eine Anlage, die fast sieben Millionen Mark, also etwa 3,5 Millionen Euro kostet. Heute, in Zeiten der Haushaltskonsolidierung fragt sich die Stadt, ob sie sich die jährlichen Betriebskosten von 1,5 Millionen Euro und die anstehenden Modernisierungskosten von rund 1,7 Millionen Euro noch leisten kann. 1975 spricht man nicht über Geld, man hat es und investiert es, etwa in Badespaß zum Null- und Minitarif. So können die Bürger das neue Bad, das seit 1991 den Namen des 1989 verstorbenen SPD-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Wenn­mann trägt, in den ersten zehn Tagen eintrittsfrei nutzen. Danach kostet die Badestunde für Erwachsene eine Mark, für Kinder 50 Pfennig.

In der ersten Woche nach der Eröffnung machen rund 15.000 Menschen vom Baden zum Nulltarif Gebrauch. Begeistert berichtet die Lokalpresse über den Clou des Mehrzweckbades: „Noch während der Oberbürgermeister sprach, wurde das Dach in Bewegung gesetzt. Das Heißener Bad verfügt nämlich über ein Dach, das zu zwei Dritteln verfahren werden kann. Das heißt: Es lässt ein teleskop­artiges Auffahren zu, sobald die Außentemperatur die Innentemperatur erreicht hat. Und so kann ein Hallenbad als Freibad genutzt werden.“ Doch das Dach wird zunächst nur aus Demonstrationszwecken am Eröffnungstag in Bewegung gesetzt. Drei Monate dauert es, bis die Außenanlagen und die Liegewiesen des Schwimmbades, das auch mit einer Cafeteria aufwarten kann, fertiggestellt sind. Doch darüber regt sich damals niemand wirklich auf.

Stattdessen wird über Öffnungs- und Belegungszeiten diskutiert. Der Sportausschuss hatte festgelegt, dass das Bad pro Woche 70 Stunden der Öffentlichkeit und 16 Stunden Schulen und Vereinen zur Verfügung stehen soll. Außerdem dachte man bereits darüber nach, ob man nicht bis 1978 ein vergleichbares Bad für den Bereich Broich-Speldorf errichten könnte, ein Plan, der dann doch nicht realisiert wurde. Ganz real sind dagegen die 186.000 Badegäste, darunter auch viele Schüler und Vereinssportler, die sich jährlich im Friedrich-Wennmann-Bad durch Bewegung im Wasser fit halten. Sie alle hoffen, dass ihr Bad im Zuge der Haushaltskonsolidierung nicht geschlossen wird und auch in Zukunft gilt, was NRZ-Redakteur Wolfgang Ibel einst über das neue Schwimmbad schrieb: „Heißen sitzt nicht mehr auf dem Trockenen. Hier ist ein Mekka für die Anhänger der feuchten Zunft entstanden.“

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