Von: Jens Roepstorff
Die Gründung der Luftverkehrsgesellschaft Ruhrgebiet AG (LURAG) am 25. Februar 1925 markiert den Anfang der Geschichte des Flughafens Essen-Mülheim. Beteiligt an dieser Aktiengesellschaft waren die größeren Städte, Landkreise sowie einzelne Gemeinden aus der Region, aber auch Banken, Industrieunternehmen und örtliche Kaufleute. Ziel war es, dem Ruhrgebiet einen festen Platz in der stetig wachsenden nationalen und internationalen Handelsluftfahrt zu sichern.
Als es 1926 vor allem aus wirtschaftlichen Gründen zum Zusammenschluss der verschiedenen regionalen Luftverkehrsbetriebe zur „Deutschen Luft Hansa AGE“ kam, ging die LURAG in dieser neuen Gesellschaft auf. Zu diesem Zeitpunkt verfügte sie bereits über 10 Flugzeuge vom Typ Junkers F 13 und G 24 – eine beachtliche Flotte für damalige Verhältnisse.
Im Oktober 1927 wurde zur besseren Verwaltung des Essen-Mülheimer Flugplatzes die Flughafengesellschaft GmbH mit Sitz in Mülheim an der Ruhr gegründet. Die Baulichkeiten auf dem Gelände hatten anfangs noch vorläufigen Charakter. So gab es zunächst nur eine kleine Flugzeughalle, einen Beobachtungsturm sowie eine bescheidene hölzerne Abfertigungshalle. Angesichts der steigenden Verkehrszahlen reichte die Kapazität der vorhandenen Gebäude bald nicht mehr aus, so dass ab 1932 umfangreiche Ausbaumaßnahmen durchgeführt wurden. Es entstand ein neues Abfertigungsgebäude samt Restaurant und auch die Flugleitung erhielt wesentlich mehr Platz. 1934 wurde das Flughafengelände auf insgesamt 140 Hektar vergrößert. Essen-Mülheim war zu diesem Zeitpunkt mit über 4000 Starts und Landungen pro Jahr der Zentralflughafen des Ruhrgebiets, eingebunden in das Streckennetz der Lufthansa, verbunden mit den europäischen Metropolen. Neben der Lufthansa flogen auch acht ausländische Linien den Flughafen an. Das Passagieraufkommen in Essen-Mülheim betrug damals ein Vielfaches des benachbarten Flughafens in Düsseldorf.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 machte das weitere Wachstum zunichte. Der Flugplatz wurde von der Luftwaffe als kriegswichtig eingestuft und somit für die zivile Luftfahrt gesperrt. Bis Mai 1940 waren dort Teile eines Jagdgeschwaders stationiert, später führte die Lufthansa von Essen-Mülheim kriegsbezogene Sonderflüge durch. Befördert wurden unter anderem wichtige Persönlichkeiten und Fronturlauber. Zu erneuten Ausbaumaßnahmen kam es ab Ende 1942. Dazu wurden überwiegend Insassen aus dem vor Ort angelegten Arbeitserziehungslager zwangsverpflichtet. Eine Gedenktafel an der Brunshofstraße erinnert an diese dunkle Episode der Mülheimer Lokalgeschichte.
Bei Kriegsende war der Flugplatz durch Bombenangriffe weitgehend zerstört. Zunächst untersagte die Besatzungsmacht alle Flüge, wobei Segelflieger eine Ausnahme machten. Doch auch die Wiederfreigabe des Flughafens für den allgemeinen Flugverkehr durch die deutschen Behörden im Jahre 1959 brachte nicht den erhofften Wiederaufschwung. Durch den einige Jahre zuvor gefällten Beschluss der Briten, Düsseldorf-Lohausen zum zentralen Flughafen des neugeschaffenen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen auszubauen, verlor der Flugplatz Essen-Mülheim seine Bedeutung.