Stadthalle

Von: Günter Fraßunke

Prachtbau als Stätte der Hochkultur

Mülheim an der Ruhr hatte und hat bis heute weder ein Stadttheater noch ein städtisches Orchester, so wie es die um 1900 etwa gleich großen Nachbarstädte Duisburg und Essen schon vor dem Ersten Weltkrieg hatten und Oberhausen bekam diese Kultureinrichtungen, als es 1920 Großstadt wurde.

Mülheim wurde 1908 Großstadt, hatte also 100.000 Einwohner. Was fehlte war ein für eine Stadt dieser Größe angemessenes Haus für kulturelle Veranstaltungen und gesellschaftliche Ereignisse. Daher wurde jetzt in der Bürgerschaft gesammelt. Wegen des Ersten Weltkriegs, der Besetzung Mülheims durch belgische und französische Truppen und der Geldentwertung wurde die Stadthalle am Ruhrufer erst 1926 fertig. Die Aufführungen von Schauspielen und Konzerten waren Gastspiele; eigene Ensembles gab es nie – von privaten Bühnen und Initiativen einmal abgesehen.

Dafür leistete sich Mülheim mit der Stadthalle einen wahren Prachtbau als Stätte der Hochkultur: Die bekannten Architekten Arthur Pfeifer und Hans Großmann gestalteten die äußere Form „in der Tradition antiker Uferpaläste“ [Roland Günter in Denkmäler des Rheinlandes, S. 36], während der Düsseldorfer Architekt Emil Fahrenkamp für die in den 20er Jahren extravagant-avantgardistische Innengestaltung verantwortlich zeichnete. Beim Wiederaufbau des 1943 stark beschädigten Hauses wurde auf die Wiederherstellung der spektakulären Innenausstattung verzichtet.

Der Architekt Gerhard Graubner, der an Prestigebauten der Nazidiktatur mitwirkte, hat sich nach dem Krieg als Baumeister für Theaterbauten profiliert. Durch ihn wurde die Stadthalle innen im Stil der 1950er Jahre neugestaltet und außen erweitert. Vier deutschlandweit tätige Architekten waren also hier am Werk.

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