von: Dirk von Eicken
Anfang der 1960er-Jahre sind die meisten Kriegsschäden des Zweiten Weltkrieges auch in Mülheim verschwunden. Nun geht es daran, die Straßen und Plätze der Stadt schöner zu gestalten. Ein „Neuer Treffpunkt für Verliebte“, wie die WAZ titelte, sollte am Treppenaufgang zum Kirchenhügel in der Bachstraße entstehen, der
Reiherbrunnen.
1961 begannen die Arbeiten für das runde Brunnenbecken, die dann im Herbst desselben Jahres abgeschlossen wurden. Für die Brunnenskulptur wurde der nach Kriegsende in Mülheim lebende Künstler Professor Herbert Kühn (1910-1976) beauftragt. In seinem Atelier im Speldorfer Wald schuf er eine dreigeteilte Säule, auf der drei nach oben kleiner werdende stilisierte Mohnkapseln angeordnet sind. Die untere dient als Sockel für die drei etwa 1,30 m großen Reiher, aus den beiden oberen sprudelt Wasser hervor. Gegossen wurde das Modell schließlich in Düsseldorf.
Am 11. Oktober 1962 wurde in das vorbereite Brunnengemäuer die Reiherplastik montiert und damit den Mülheimern ein neues Kunstwerk übergeben. Im Sommer 1963 – sehr zur Freude der Kinder – setzte die Stadt noch einige Goldfische in das Becken. Im Umfeld wurden Bänke zum Verweilen und Blumenkübel mit Bepflanzung aufgestellt.
Auch heute, mehr als sechzig Jahre später, sprudelt im Sommer der Brunnen seine Wasserkaskade. Mittlerweile wurde der Brunnen mehrmals restauriert und abgebrochene Teile wurden ergänzt. Bei einem Restaurierungsvorgang wurde den Reihern eine falsche Schnabelspitze angesetzt. Reiher haben gerade Stoßschnäbel; die jetzt vorhandenen sind gebogene und lassen an Flamingoschnäbel denken, die aber nicht ursprünglich sind.
Professor Kühn hat viele weitere künstlerische Spuren in Mülheim hinterlassen. Vielen bekannt sollte u. a. die Hans-Böckler-Gedenktafel am Eingang zum Forum sein. Sein Leben und Werk wurde umfassend im Mülheimer Jahrbuch 1976 beschrieben.