Die Einweihung der wiederaufgebauten Petrikirche

Der Wiederaufbau der Petrikirche (1957). Quelle: Stadtarchiv.

Heute wünschen sich Pfarrer manchmal mehr Gottesdienstbesucher und statt über den Wiederaufbau wird zuweilen sogar über Aufgabe und Abriss von Gotteshäusern nachgedacht. Am 21. Dezember 1958 ist das ganz anders. Die Petrikirche ist überfüllt. Die Gemeinde singt: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.“ Es ist der vierte Adventssonntag. 15 Jahre nachdem das Mülheimer Wahrzeichen und sein windschiefer Turm Opfer alliierter Bomben geworden sind, kann in der Petrikirche wieder ein Gottesdienst gefeiert werden. Zur Feier des Tages predigt der Präses der Rheinischen Landeskirche, Joachim Beckmann: „Dieser Tag ist ein Festtag nicht nur für die Mülheimer Gemeinde, sondern für alle Gemeinden des Landes“, betont der Präses und fügt hinzu: „Die uralte Petrikirche ist nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern auch ein Zeichen dafür, dass die Menschen hier schon vor über 1000 Jahren Gott angebetet und an ihn geglaubt haben.“

Der für den Wiederaufbau der Petrikirche verantwortliche Architekt, Professor Bonvier, überreicht Präses Beckmann zum Beginn des Festgottesdienstes symbolisch die Kirchenschlüssel, die Beckmann an den Vorsitzenden des Presbyteriums der Evangelischen Altstadtgemeinde, Walter Sänger, weitergibt. „Die Petrikirche ist ein Gemeinschaftswerk Mülheimer Bürger aller Konfessionen“, freut sich Sänger. Das Presbyterium der Altstadtgemeinde hat 1949 das Startsignal zum Wiederaufbau der Petrikirche gegeben und wendet sich 1950 mit dem Aufruf „Die Glocken rufen auch dich“ an die Mülheimer Bevölkerung. Der Appell bleibt nicht ungehört. Ein Kirchenbauverein wird gegründet. Zu den zahlreichen Spendenaktionen, die Geld in die Kasse der Kirchenbauer fließen lassen, gehört auch eine Pfingstkirmes auf dem Kirchenhügel. Am Ende kostet der Wiederaufbau rund 900.000 Mark. Mehr als die Hälfte des Geldes wird durch Bürgerspenden aufgebracht. Auch die heimatkundlichen Vereine rudern kräftig mit im Boot der Kirchenbauer. Sie setzen am Ende durch, dass auch der alte Petrikirchenhahn von 1581 auf die neue kupferne Kirchturmspitze zurückkehrt. Lange sehen die Mülheimer nur ein Baugerüst auf der Turmspitze. Im Januar 1957 ist es so weit. Die neue Kupferspitze des 70 Meter hohen Petrikirchenturms wird aufgesetzt.

Das vom Beigeordneten Paul Essers geleitete Baudezernat der Stadt übernimmt die Bauleitung und stellt so sein technisches Know How zur Verfügung. „Die Petrikirche ist in den Tagen vor Weihnachten ein echtes Christgeschenk“, unterstreicht Oberbürgermeister Heinrich Thöne. Passend zum liturgischen und sakralen Charakter des Festtages überreicht er der Altstadtgemeinde im Namen des Rates Abendmahlgerät aus dem 16. Jahrhundert, also aus der Zeit, als die aus einer alten Hofkapelle hervorgegangene und urkundlich erstmals im 13. Jahrhundert erwähnte Kirche zum reformierten Gotteshaus wurde. Auch der von Hans Bril geleitete Singkreis setzt mit der Aufführung des von Kirchenmusikdirektor Siegfried Reda eigens für diesen Tag komponierten Werkes „Introduktion und Passacaglia“ einen liturgischen Glanzpunkt. Nach dem Gottesdienst in der wiederaufgebauten Petrikirche lädt die Altstadtgemeinde zu einem Fest in die Stadthalle, bei dem bereits Pläne für einen Neubau der im Krieg zerstörten Johanniskirche geschmiedet werden.

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