Von: Jens Roepstorff
Mit der Eingemeindung von Styrum, Broich, Speldorf, Saarn und Holthausen zum 1. Januar 1904 hatte sich der städtische Etat für den Unterhalt der Volksschulen mehr als verdoppelt. Gleichzeitig war in den Jahren von 1904 bis 1907 die Zahl der schulpflichtigen Kinder im gesamten Stadtgebiet um 1843 auf über 18.000 gestiegen. Die Schulverwaltung reagierte auf diese Entwicklung mit der Einstellung von 50 neuen Lehrern und der Planung von zusätzlichen Unterrichtsräumen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Mülheimer Volksschulen meist zwei- oder vierklassig, in einigen Fällen auch sechsklassig ausgerichtet. Die Schulgebäude selbst waren klein und boten über die Klassenzimmer hinaus keine weiteren Räume.
(aus: Mülheimer Zeitzeichen, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr, Band 1)
Auch in Mellinghofen existierte seit 1843 eine zweiklassige evangelische Volksschule, die angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums der Stadt Mülheim nicht mehr ausreichte. In der Sitzung vom 5. November 1907 beschloss die Stadtverordetenversammlung daher den Bau eines 16klassigen Schulgebäudes, das neuen Anforderungen entsprechen und von der Ausstattung her auf der Höhe der Zeit sein sollte. Neben den Klassenräumen waren eine Turnhalle, Baderäume, eine Haushaltungsschule samt Küche und Vorratsräumen, Räume für Kunst- und Handwerksunterricht sowie ein Konferenzzimmer vorgesehen.
Am 7. April 1910 wurde das neue Schulgebäude mit einem feierlichen Festakt eröffnet. Erster Rektor wurde Wilhelm Klewer, der die Schule bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1931 über 20 Jahre lang leitete. Er galt als „Eppinghofer Original“, war Vorstandsmitglied des Mülheimer Geschichtsvereins und Begründer des „Plattdütschen Krink“, einer Vereinigung zur Förderung der Mülheimer Mundart „Mölmsch Platt“.
Wenige Jahre nach der Eröffnung wurde die Schule vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs zur Unterbringung von Soldaten beschlagnahmt. 1918 – nach Kriegsende -besetzten dann Arbeiter- und Soldatenräte das Gebäude, um von hier aus ihre Aktionen zu koordinieren. Die vorhandene Küche kam ihnen gelegen und diente der Selbstversorgung.
Im Zweiten Weltkrieg wurden 1943 das Schulgebäude und die Einrichtung durch Bomben schwer beschädigt, das Dach und die obere Etage komplett zerstört. Ab 1944 dienten die verbliebenen Räumlichkeiten als Unterkunft für Zwangsarbeiter.
Nach einer notdürftigen Instandsetzung wurde 1945 unmittelbar nach Kriegsende der Unterricht wieder aufgenommen. Jedoch war das Gebäude in einem derart schlechten Zustand, dass Eltern und Schüler 1953 mit einem öffentlichen Fackelzug dagegen protestierten. Der Protest zeigte Wirkung: 1954/55 erfolgte eine grundlegende Renovierung.
Mit der ein Jahr zuvor gegründeten Aufbaurealschule – der späteren Realschule an der Mellinghofer Straße – bekam das Gebäude 1968 neben der Volksschule (mittlerweile Grundschule) einen weiteren Mieter. Nachdem dieser Standort für die Realschule zunächst nur provisorisch angelegt war – man plante eine dauerhafte Verlegung nach Styrum – fasste die Politik 1993 der Beschluss, das Gebäude an der Mellinghofer Straße durch einen Anbau zu erweitern und statt der Realschule die Grundschule räumlich zu verlagern. Nach einem langwierigen Genehmigungsverfahren konnten im September 2001 die Arbeiten endlich abgeschlossen und der Erweiterungsbau an die Realschule übergeben werden.