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Die Ermordung des Junggrafen Carl Alexander von Daun-Falkenstein

Junggraf Carl Alexander von Daun-Falkenstein (1643-1659)
Junggraf Carl Alexander von Daun-Falkenstein (1643-1659)

von: Kai Rawe

In der Mitte des 17. Jahrhunderts schien es so, als ob für die Herren von Broich, die Grafen von Daun, eine Zeit des Friedens und des Wohlstandes angebrochen wäre. Nach den blutigen Religionskriegen des vorangegangenen Jahrhunderts und dem Ende des 30jährigen Krieges konnte Graf Wilhelm Wirich durchaus mit einiger Zuversicht in die Zukunft blicken. Die Herrschaft seiner Dynastie schien gesichert, konnte er doch darauf hoffen, dass ihm einmal sein einziger Sohn, Junggraf Carl Alexander, nachfolgen würde. Dieser galt zwar körperlich als etwas anfällig, fiel aber besonders durch sein gewandtes Auftreten auf. Diese Eigenschaft, gepaart mit der für einen jungen Adeligen angemessenen Bildung – Carl Alexander hatte in Moers das Gymnasium besucht und war 1657 an der Duisburger Universität immatrikuliert worden –, gab zu großen Hoffnungen Anlass. Allerdings gibt es durchaus Hinweise, dass sich der Junggraf auch als „jugendlicher Heißsporn“ einen Namen machte.

Seit dem Sommer des Jahres 1659 hielt sich Carl Alexander auf Schloss Broich auf. Anstatt zu studieren, ging er hier seinen Vergnügungen nach: Er machte in Begleitung seines Schwagers, des Grafen von Leiningen-Dagsburg, Besuche in der Nachbarschaft und ging auf die Jagd. Während dieser Zeit hielt sich Graf Moritz von Limburg auf Schloss Styrum auf. Verschiedentlich wurde Graf Moritz als „lockerer Zeisig“ beschrieben, d.h. er hatte einen durchaus schlechten Ruf, der auch durch Alkohol- und Gewaltexzesse begründet war. Wilhelm Wirich war daher nicht davon begeistert, dass sein erst 16jähriger Sohn mit diesem ungeliebten Nachbarn Umgang pflegte. Die Beziehungen zwischen den Herren von Broich und den Grafen von Styrum waren ohnehin schon traditionell schlecht. Allerdings scheint der weltgewandte Moritz auf den jungen Broicher Grafen eine so große Faszination ausgeübt zu haben, dass Carl Alexander sich immer wieder um eine Begegnung mit ihm bemühte.

Am 8. Oktober 1659 lud Carl Alexander Graf Moritz ein, gemeinsam mit ihm und seinem Gefolge auf die Jagd zu reiten. Nach anfänglichem Zögern sagte dieser zu und nahm an der Jagd teil. Nach erfolgreichem Abschluss kehrten die Grafen im Kloster Hamborn ein, wo sie gemeinsam aßen und sich die schweren Weine des Klosters schmecken ließen. Hier scheinen sich nun die Gemüter erhitzt zu haben, jedenfalls kam es zu einem heftigen Wortwechsel und man brach schließlich im Streit auf. Auf der Lipperheide kam es dann zu einer weiteren, heftigen Auseinandersetzung zwischen den angetrunkenen Adligen, in deren Verlauf Graf Moritz Carl Alexander mit einem Pistolenschuss tödlich verwundete. Graf Moritz musste in Folge dieser Geschehnisse die Mülheimer Gegend zunächst verlassen, während die Herrschaft Broich ihren zukünftigen Herrn verlor. Neben dem persönlichen Verlust Wilhelm Wirichs, der seinen Sohn beerdigen musste, läutete diese Tat auch den Beginn eines dynastischen Wechsels ein. Mit dem Tod Wilhelm Wirichs im Jahre 1682 starb die männliche Dauner Grafenlinie auf Schloss Broich aus und die Herrschaft Broich fiel an die Grafen von Leiningen-Dagsburg.

Die tödliche Kugel ist übrigens erhalten und im historischen Museum Schloss Broich zu sehen.

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