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Eröffnung der neuen Sparkassenzentrale am Berliner Platz

Sparkasse, Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Von: Thomas Emons

In Zeiten der Finanzkrise kann man sich kaum noch vorstellen, dass eine Sparkasse und ein Bauunternehmen Millionen in die Hand nehmen, um nicht nur eine neue Hauptgeschäftsstelle zu errichten, sondern einen ganzen Platz in bester Innenstadtlage mit Wohn- und Geschäftshäusern zu bebauen. Man spricht im April 1987 von einem „Millionending der Sparkasse.“

Dieses „Millionending“ kommt am 12. Februar 1979 mit einer Vertragsunterschrift im Vorstandszimmer der Sparkasse ins Rollen. Für zwölf Millionen Mark kauft die Sparkasse damals den 6400 Quadratmeter großen Berliner Platz. Der gehört, abgesehen von einem kleinen Areal der Dresdner Bank, Karstadt und Neckermann. Neckermann hat 1965 auf dem Berliner Platz ein 13-stöckiges Kaufhaus errichten lassen. Das wird allerdings 1978 aufgrund fehlender Rentabilität geschlossen. Jetzt wollen Karstadt und Neckermann den Berliner Platz loswerden.

Die Sparkasse hat Interesse an dem exponierten Grundstück. Weil die Bank expandiert und die alte Hauptstelle am Viktoriaplatz zu klein geworden ist, entschließt sich der Sparkassenvorstand zum Neubau an einem anderen Standort. Der Grundstückserwerb Berliner Platz wird refinanziert, indem die Stadt das Sparkassengebäude am Viktoriaplatz und später auch dessen Tiefgarage der Sparkasse abkauft. Im September 1979 segnet der Rat dieses Vorgehen von Stadt und Sparkasse ab.

Doch bevor man ans Bauen denken kann, muss erst mal das alte Neckermann-Hochhaus auf dem Berliner Platz abgerissen werden. Das Kaufhaus wird scheibchenweise abgetragen Eine Sprengung hatte die Sparkasse aus Sicherheitsgründen abgelehnt, so dass sich der Abriss über Monate hinzieht. Obwohl das Neckermann-Hochhaus rückblickend als Bausünde angesehen wird, gibt es auch Widerstand gegen die Neugestaltung und Neubebauung des Berliner Platzes. Die Grünen hätten dort lieber eine Grünfläche gesehen, und die Eigentümerin eines Nachbargrundstückes versucht das Großbauprojekt am Berliner Platz auf dem Klageweg zu stoppen.

Doch die damaligen Ratsfraktionen SPD, CDU und FDP sind sich einig und geben im Juni 1983 grünes Licht für den Bebauungsplan am Berliner Platz. Doch ehe dort im November 1986 der erste Spatenstich für das damals „größte Ruhrgebiets-Bauprojekt“ erfolgen kann, muss die Sparkasse einen potenten Mit-Investor finden. Fündig wird man bei den Baufirmen Philipp Holzmann, Polenski und Zöllner. Während die beiden letzteren zehn Monate nach der Unterzeichnung in Konkurs gehen, bleibt Holzmann der Sparkasse als Generalunternehmer erhalten und übernimmt den an die Friedrichstraße grenzenden Bauteil C, der als Wohn- und Geschäftshaus errichtet werden soll. Allein in den Bau ihrer von den Mülheimer Architekten Heinrich Pothmann und Werner Skornia entworfenen neuen Hauptstelle am Berliner Platz investiert die Sparkasse 64,8 Millionen Mark.

Als sie zehn Jahre nach der ersten Vertragsunterzeichnung am 24. Januar 1989 eröffnet werden kann, hat der neue Berliner Platz insgesamt rund 110 Millionen Mark gekostet. So protestieren die Grünen damals gegen „die Millionen für den Prachtbau.“ Derweil verspricht Sparkasseenchef Rolf Schaberg in seiner Eröffnungsansprache: „Wir werden in diesem Haus nicht eitel werden, denn es wurde nicht als Selbstzweck errichtet.“

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