Mülheim – Heim der Mühlen. Über Herkunft und Schreibweisen des Ortsnamens.

Papier- und Mehlmühle Broich, Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Von: Heinz Hartling

Namen sind wie die Sprache, aus der sie kommen, im Laufe der Geschichte oft einem Wandel unterworfen, der sowohl die Aussprache als auch die Schreibweise betreffen kann. In besonderem Maße trifft dies auch für Mülheim zu. Der Ort leitet zweifellos seinen Namen von den Mühlen ab, die hier schon im Mittelalter besonders zahlreich im Einzugsgebiet der Zuflüsse zur Ruhr bestanden.

Mühlen hatten die Germanen durch die Römer kennen gelernt, weshalb auch die lateinische Bezeichnung „molina“ in Schriftstücke/Urkunden Eingang fand. Diese wurden fast ausschließlich in Klöstern – und zwar in lateinischer Sprache – abgefasst. Aus dem lateinischen „molina“ wurde schließlich das althochdeutsche „muli(n]“ später das mittelhochdeutsche mül[e]. (Deshalb wurde „Mülheim“ an der Ruhr – mit Ausnahme etwa der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts – stets ohne h“ geschrieben)

Der zweite Namensteil „heim“ legt die Vermutung nahe, dass Mülheim von germanischen Franken gegründet wurde, deren Stammesgrenze zu den Sachsen etwa hier verlief.

Beispiele für Schreibweisen des Ortsnamens Mülheim, die in Schriftstücken vom Mittelalter bis Anfang des 19. Jahrhunderts verwendet wurden (Die in […] gesetzten Zahlen sind die Nummern, die Staatsarchivrat Dr. Hans Schubert den entsprechenden Dokumenten in seiner für den Geschichtsverein Mülheim a. d. Ruhr erarbeiteten Sammlung „Urkunden und Erläuterungen zur Geschichte der Stadt Mülheim an der Ruhr “ v. 1926 gegeben hat.)

  1. ~1000 – „Mulinhem“
    Einkünfte aus MH (Amt Bunos), Verbuchung im Kloster Werden [9]
  2. 1093 – „Mulenheim“
    Schenkung an Kloster Werden (1. urkundl. Erwähnung von MH) [19]
  3. 1200 – „Mulnheim“
    (Hof M.) Erbschaftsbestätigung für Gräfin Mathilde von Altena [28]
  4. n. 1226 – „Mulenhem“ –
    (Register der Einkünfte von St. Johann/ Werden aus M.) [37]
  5. 1246 – „Mulinheim“
    (Verkauf eines Hofes, erste bek. Urkunde des Broicher Schöffenger.) [44]
  6. 1263 – „Mulenheim“
    Verpfändungserklärung Dietrich von Isenbergs für den Altenhof [52]
  7. 1266 – „Mullinheim“
    Schenkung einer Hufe Landes an das Kloster Saarn [55]
  8. 1269 – „Mulnhem“
    Verzichtserklärg. Burkh. v. Broich – Zeuge Lodewicus, Pleban v. M. [56]
  9. 1289 – „Molinheim“
    Übemahme der Mühle in Dümpel durch Graf Adolf v. Berg (Ger. M.) [69]
  10. 1331 – „Molheim“
    Schiedsgutachten zw. Herren v. Limbg und v. Broich wg. Patronat M. [06]
  11. 1343 – „Molnhem“
    Verkauf erblichen Anrechts in Styrum an das Kloster Sterkrade [103]
  12. 1354 – „Mulnem – supra Ruram“
    Gericht von M. bekundet Verkauf von zwei Zehnten [112]
  13. 1366 – „Moelneym“
    Gericht v. M. protokolliert Verkauf v. Ackerland an Kloster Düssern [125]
  14. 1368 – „Molhem op der Ruer“
    Dietrich v. Broich erklärt Verzicht auf Patronat der Kirche [129]
  15. 1371 – „Mulneym“
    Verzichtserklärung. auf Eigentum in Heissen vor Schöffengericht M. [134]
  16. 1373 – „Moelenheym“
    „richter ind scheffen … des gerichtz zo M. up der Ruren“ [135]
  17. 1382 – „Mollem“
    „des gerichtes van M.“-Verkauf einer Kate und Wortstatt [152]
  18. 1384 – „Muelnhem“
    Verkauf einer Kate mit Zubeh. zu Speldorf an Ordenskonvent in DU [158]
  19. 1397 – „Mulhem“
    Diderich V. von Limburg überträgt Sohn Wilhelm die Herrschaft Broich [181]
  20. 1399 – „Moilhem“
    Verpfändung des kirspel van M.“ an Graf Adolph von Kleve u. Mark [185]
  21. 1399 – „Molnem“
    „parrochia M.“ in Ergänzung. zur vorigen Verpfändungsurkunde [185]
  22. 1414 – „Mollen“
    Schulden- Vergleich mit Leuten des Hofes zu Menden im ,Gericht M.“ [225]
  23. 1439 – „Moelhem“
    Belehnung Heinrichs von Limburg durch Herzog Adolf von Kleve [269]
  24. 1443 – „Mullem“
    Verzeichnis von Waffen zur Verteidigung von Broich – (s. bes. Infoblatt) [289]
  25. 1446 – „Molenhem“
    Bestallung Wilh. v. Limburg zum Amtmann v. Broich u. „kirspel M.“. [304]
  26. 1483 – „Moelhem“
    „dat Moelemsche gerichte“ Zuständigkeit gegenüber Stift Essen [376]
  27. 1686 – „Mullheim“
    Juden-Geleitbrief von Joh. Carl Aug. von Leiningen-Dachsburg
  28. 1750 – „Mühlheim“
    erstmals Schreibweise mit „h“ im „Prospect“ von Joh. Jak. Becker
  29. 1805 – „Mühlheim“
    „Karte des Rheins“ v. Le Coq (aus: Ficher/Hohensee „Mulinhem“…)
  30. 1808 – „Mülheim“
    im Protokoll zur 1. Municipalitäts-Ratssitzung vom 18. Februar 1808
  31. ? „Mölm“
    mundartliche Bezeichnung, erstmalige Verwendung unbekannt
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