Schließung der Zeche Wiesche

Zeche Wiesche, Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Von: Thomas Emons

Auch im Herbst 1959 spricht man in Mülheim von einer Krise, und das mitten im Wirtschaftswunder. Die Rede ist von einer Kohlenkrise. Seit Anfang 1958 sind Förderung und Absatz der Mülheimer Kohle um zehn Prozent zurückgegangen. Am 1. Dezember 1959 zieht die Mathias-Stinnes-AG Konsequenzen und legt ihre Heißener Zeche Wiesche still. Die Entscheidung kommt nicht überraschend. Tags darauf liest man: „Zeche Wiesche schließt“ – „Älteste Mülheimer Zeche wird der Kohlenkrise geopfert“. Schon ab 1952 dient die Zeche Wiesche, die seit 1836 Kohle zutage gefördert hat, nur noch als Außenschachtanlage der Nachbarzeche Rosenblumendelle. 370 von 640 Kumpel der Zeche Wiesche verbleiben in ihrem alten Grubenfeld, um dort die Restkohle zutage zu fördern, fahren künftig aber nur noch auf Rosenblumendelle ein. Die Bergleute, die in Heißen nicht mehr gebraucht werden, werden bereits seit Anfang November 1959 auf Stinnes-Zechen in Essen und Rheinhausen eingesetzt. Berichtet wird über den Plan, sowohl die beiden Fördertürme der Zeche Wiesche als auch ihr Betriebsgebäude abzureißen. Nur Maschinen- und Kesselhaus sollen stehen bleiben und künftig als Elektrowerkstatt des Stinnes-Konzerns genutzt werden. „Die alteingessenen Heißener werden es mit einiger Wehmut zur Kenntnis nehmen. Denn schließlich haben die stählernen Fördertürme mehr als ein Jahrhundert lang das Bild ihres Stadtteiles geprägt“, schreibt die NRZ am Tag nach der Zechenschließung. Sie lässt Förderung und Absatz der Mülheimer Kohle um weitere sieben Prozent sinken.
 

Dennoch dementiert ein Stinnes-Unternehmenssprecher die damals schon kursierenden Gerüchte, auch die Zeche Rosenblumendelle werde schon bald stillgelegt. Er verweist auf den Neubau einer Kohlentrocknungsanlage für Rosenblumendelle und wagt die Prognose, dass man noch 20 bis 25 Jahre in Mülheim wirtschaftlich Kohle fördern könne. Wir wissen heute, dass es damals noch sieben Jahre dauern wird, bis es im Juli 1966 auch auf Rosenblumendelle Schicht am Schacht heißen sollte. Das Erbe der Zeche Wiesche, an die seit 2004 am Wiescher Weg ein Gedenkstein des Arbeitskreises Bergbauhistorischer Stätten im Ruhrrevier erinnert, sollte die Stadt in Form von qualmenden und brennenden Abraumhalden an der Hardenbergstraße bis weit in die 1970er Jahre beschäftigen. Was dort an Schutt und Schlacke vom Bergbau übrigblieb, wurde später als Material beim Straßenbau eingesetzt. Dort, wo noch in den 1950er Jahren auf Zeche Wiesche Kohle zutage gefördert wurde, findet man heute an der Schieferbank die Firma Metallurgica.


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