von: Joachim Speck
Seit mehr als 45 Jahren reise ich privat und beruflich nach Malta. Ende September 2019 – nach der Vorstellung eines Übersetzungsprojektes im Kirchenmuseum der maltesischen Stadt Żabbar – wurde ich freundlich von einem älteren einheimischen Herrn angesprochen. Er erklärte mir, dass er in den Sechzigerjahren als ‚Gunner‚ mit einem Regiment der ROYAL MALTA ARTILLERY in Mülheim an der Ruhr stationiert war. Ich hielt die Aussage des netten Maltesers zunächst für einen gelungenen Scherz. Als Malta-Begeisterter, ehemaliger Geschichtslehrer und Oberstleutnant der Reserve beschloss ich aber, seiner Information in Mülheim und Malta näher auf den Grund zu gehen.
Beginn der Spurensuche
Bei meinem ersten Besuch an der Ruhr im Januar 2020 erntete ich bei der Touristen-Information Mülheim nur ungläubiges Kopfschütteln und wurde auf das Stadtarchiv verwiesen. Meine weiteren Recherchen verzögerten sich zunächst durch die im Frühjahr 2020 einsetzenden restriktiven Corona-Maßnahmen. Erste Erfolge brachte im Frühjahr 2021 dann mein persönlicher Kontakt mit Jens Roepstorff im Mülheimer Stadtarchiv. Seine Nachforschungen im dortigen Zeitungsarchiv förderten drei WAZ- und NRZ-Artikel aus den Sechzigerjahren ans Licht, die sich mit der Anwesenheit des 1. Regiments der ROYAL MALTA ARTILLERY (RMA) als Teil der BRITISH ARMY OF THE RHINE (BAOR) in den Wrexham Barracks in Mülheim beschäftigten. Klar war: Mein Informant in Malta hatte nicht gelogen!
Die Frage war nun: Wie finde ich in Mülheim und Malta weitere Zeitzeugen und Zeitzeuginnen? Herr Roepstorff schlug einen diesbezüglichen Artikel in der WAZ vor, welcher am 20. September 2021 nach einem Treffen mit Dr. Thomas Emons unter der Überschrift „Spurensuche: Was Soldaten aus Malta in Mülheim machten“ erschien. Großer Jubel: Als Reaktion auf diesen Artikel meldeten sich zwei Damen aus Mülheim sowie zwei Ex-RMA Soldaten, von denen einer sogar noch in Mülheim lebt! Beide Mülheimer Damen berichteten von guten und freundschaftlichen Beziehungen zu den ‚Jungs‘ aus Malta und von regelmäßigen Tanzveranstaltungen im NAAFI-Clubraum im Stabsgebäude der Kaserne (NAAFI = Navy, Army and Air Force Institutes, Betreuungsorganisation für Angehörige der britischen Streitkräfte). Die verstorbene Schwester einer meiner Informantinnen leitete den NAAFI-Kiosk in den Wrexham Barracks bis 1970.
Mit Unterstützung des Geschichtsprofessors John Chircop von der University of Malta entwarf ich Ende 2021 einen detaillierten Fragebogen für die noch lebenden „Old Boys“ der RMA, welche in Mülheim gedient hatten. Diesen Fragebogen schickte ich zunächst an die oben erwähnten Erstinformanten und im Verlauf des Jahres 2022 – mit Unterstützung der ARMED FORCES MALTA – an ehemalige Angehörige des 1. Regiments RMA. Hilfestellung bei meiner Recherche erhielt ich auch von der deutschen Botschaft in Malta.
Außerdem bekam ich nützliche Hinweise von Klaus Beisiegel, damals Leiter des Referats Umwelt, Klima und Bauen der Stadt Mülheim. Er hatte von 1995 bis 2015 das Konversionsprojekt Wrexham Barracks – Wohnpark Witthausbusch betreut und berichtete seinerseits von einem guten Kontakt mit einem RMA-Veteranen.
Die Fakten
Von 1962 bis 1964 war das 1. Regiment RMA in den Moore Barracks in Dortmund stationiert. Im November 1964 bezog das Regiment mit einer Stärke von circa 450 Soldaten und 50 Zivilkräften die Wrexham Barracks (die ehemalige Pionierkaserne aus dem Jahr 1939) an der Zeppelinstraße in Mülheim. Dort befindet sich heute der Wohnpark Witthausbusch.
Trotz der Bezeichnung „Artillery“ wurde das Regiment als Transporteinheit der britischen Rheinarmee eingesetzt und führte unter deren Kommando militärische Transporte in Westdeutschland, den Niederlanden und Belgien durch. Als Hauptfahrzeug diente ein 10-Tonner-LKW des britischen Herstellers AEC. Insgesamt verfügte die Einheit im Jahr 1964 über circa 130 Fahrzeuge.
Die maltesischen Soldaten wurden auf Malta von der britischen Armee rekrutiert. Die Rekrutierungsstelle befand sich im Fort St. Elmo in Valletta. Sie waren 18 Jahre alt und älter und verpflichteten sich für drei Jahre. Eine zweimonatige militärische Grundausbildung erhielten die jungen Rekruten auf ihrer Heimatinsel. In Libyen (Nordafrika) wurde ein ‚long-distance‘ LKW-Fahrtraining durchgeführt, bevor die maltesischen ‚Gunner‘ nach Deutschland kamen.
Historisch ist anzumerken, dass Malta seit 1814 britische Kronkolonie war. Im September 1964 erfolgte die offizielle Unabhängigkeitserklärung, wobei Verteidigung und Außenbeziehungen zunächst in den Händen des britischen Generalgouverneurs und der Regierung in London verblieben. Im Jahr 1974 erklärte die sozialistische Regierung Malta zur neutralen Republik mit einem Präsidenten als Staatsoberhaupt. Erst 1979 wurde die Basis der Royal Navy auf Malta endgültig aufgelöst. Die RMA war ein Artillerieverband der britischen Armee auf Malta, der aus dem 1815 aufgestellten ROYAL MALTA FENCIBLE REGIMENT entstanden ist.
Alle Kommandeure und Offiziere des 1. Regiments RMA waren Malteser. Sie hatten eine Ausbildung bei der britischen Armee an der Sandhurst Militärakademie durchlaufen und besaßen Erfahrungen in Auslandseinsätzen. Die Offiziere und ihre Familien, wie auch diejenigen der Stabsfeldwebel (Warrant Officers), blieben meist länger in Mülheim als die Mannschaften. Während der Zeit in Mülheim wurde das Regiment von folgenden Kommandeuren geführt:
- 1964 – 1966 Lieutenant Colonel (Oberstleutnant) G.V. Micallef
- 1966 – 1969 Lieutenant Colonel (Oberstleutnant) A. Samut-Tagliaferro
- 1969 – 1970 Lieutenant Colonel (Oberstleutnant) A. Stewart
Kurz vor seinem Abschied aus Mülheim Ende Januar 1966 wurde Lt Col Micallef zum Oberst befördert und erhielt in Malta aus der Hand des britischen Generalgouverneurs die Auszeichnung ‚Order of the British Empire‘ (OBE). Auch Lt Col Samut-Tagliaferro wurde vor seinem Abschied aus Mülheim zum Oberst befördert.
Die Offiziere, Feldwebel und Unteroffiziere waren gehalten, mit ihren Soldaten Englisch zu sprechen. Untereinander sprachen die ‚Gunner‘ aber wohl eher Maltesisch.
Eine landeskundliche Vorbereitung erhielten die jungen Soldaten vor ihrer Abreise nach Deutschland nicht. Die Waffenausbildung erfolgte während ihres Einsatzes vorwiegend auf dem Übungsplatz in Arnsberg. Insgesamt stand die Schießausbildung für die Transportsoldaten aber kaum im Vordergrund. Einer der Veteranen berichtete, er sei in drei Jahren nur zweimal auf einer Schießanlage gewesen!
Wie es scheint, wurden die Angehörigen der RMA in Mülheim kaum als Malteser wahrgenommen, sondern eher für Soldaten der britischen Armee gehalten. Lediglich an den Abzeichen der Ausgehuniform hätten die Mülheimer deren maltesische Herkunft erkennen können.
Kasernenleben und Freizeit in Mülheim
Durch Gespräche mit Ex-RMA Soldaten, Briefe, Mails und den oben erwähnten Fragebogen bekam ich im Laufe meiner bisherigen Recherche ein genaueres Bild von deren Erinnerungen und den Einzelheiten ihrer Dienstzeit an der Ruhr. Um es vorwegzunehmen: Alle von mir bisher befragten Ex-‚Gunner‘ äußerten einhellig, dass sie sich in Mülheim sehr wohl gefühlt haben, was einer von ihnen mit den Worten: ‚Today we all agree that those years were the best years of our lives‘.
Der Wehrsold betrug – je nach Qualifikation des Soldaten – zwischen 50 und 100 DM pro Woche. Zusätzlich bekamen die ‚Gunner‘ zollfreie Zigaretten sowie Alkohol (Bier und Schnaps) und Benzin-Coupons für private PKW.
Die ‚Boys‘ hatten ausreichend Freizeit und die Stimmung bei der Truppe scheint sehr gut gewesen zu sein. In den Wrexham Barracks gab es zwei NAAFI-Bars und eine ‚Library‘, in denen auch einheimische Gäste erlaubt waren. Beliebt war der Besuch von Clubs und Bars in Mülheim sowie in Oberhausen, Duisburg und Essen. Angesagt in Mülheim waren der ‚Dandy Club‘, der ‚King Club‘ und das ‚Manhattan‘. Alle drei Clubs existieren heute leider nicht mehr. Jährlich erhielten die Soldaten 42 Tage Urlaub, den einige in ihrem sonnigen Heimatland bei ihren Familien verbrachten. Der Flug dorthin kostete damals allerdings circa 450 DM.
Auf dem Kasernengelände befanden sich zwei Fußballplätze. Neben Fußball waren die maltesischen Jungs sportlich sehr erfolgreich im Wasserball, Rasenhockey und Kleinkaliberschießen. Sie belegten zum Beispiel 1965 den ersten Platz in der ‚North Rhine Area Inter Service Football League‘ sowie in den ‚BAOR Water Polo Championships‘. Das Löschwasserbecken im hinteren Kasernenbereich wurde im Sommer als ‚Swimming Pool‘ genutzt. Bei einem Schießwettbewerb des Mülheimer Schützenvereins landeten die ‚Gunner‘ im Jahr 1965 auf Platz eins!
Betreuung und Versorgung
Um das religiöse Wohl der Truppe kümmerte sich ein katholischer maltesischer Priester (Father Pace). In einem Andachtsraum (St. Ann‘s Church) fanden regelmäßig Gottesdienste statt, welche jedoch bei den Mannschaften nicht besonders beliebt waren.
Für die medizinische Versorgung existierte gegenüber dem Offizierskasino ein Sanitätsbereich. Dieser wurde von einem maltesischen Stabsarzt (Regimental Medical Officer) geleitet. Für Zahnbehandlungen mussten die Soldaten zur Rhine Army nach Düsseldorf fahren.
Bemängelt wird von den Ex-‚Gunners‘ die Kasernenverpflegung. Das englische ‚Breakfast‘ sei OK gewesen, die übrigen Mahlzeiten aber häufig eher ‚Dosenware‘. Typisch maltesische Kost gab es nicht! Da waren die leckere Bratwurst mit Pommes oder das Schaschlik in der Innenstadt von Mülheim eine willkommene Abwechslung. Und vor dem Kaserneneingang stand oft ein deutscher Imbisswagen, dessen Angebot, z.B. Mettbrötchen und Joghurt (zwei Mettbrötchen und zwei Joghurts zum Preis von 2,50 DM) sich großer Beliebtheit erfreute. Die maltesischen Armeeköche, die im ‚Cookhouse‘ der Kaserne kochten, hatten in Malta beim „Army Catering Corps“ eine dreimonatige Ausbildung (‚English style industrial food‘) erhalten.
Wichtige Ereignisse beim 1. Regiment RMA in den Wrexham Barracks
Soweit bisher feststellbar, fanden beim 1. Regiment RMA in den Jahren 1964 bis 1970 drei wichtige militärische Ereignisse statt, über die auch die örtliche Presse in Mülheim ausführlich berichtete.
Vom 17. bis 24. Juli 1966 veranstaltete das Regiment eine Festwoche zur Erinnerung an die ‚Schlacht von Valletta‘ vor damals 25 Jahren. Im 2. Weltkrieg, am 26. Juli 1941, hatte die RMA mit ihren Küstengeschützen erfolgreich einen massiven Angriff italienischer Torpedoboote auf den Grand Harbour von Valletta abgewehrt (Operazione Malta Due). Der Grand Harbour wurde von der Royal Navy als wichtige Marinebasis genutzt.
Die Festwoche begann mit einem Tanzabend für alle Dienstgrade und einem Gottesdienst. Zu den Veranstaltungen in der Kaserne, zu der auch die Bevölkerung eingeladen war, gehörten u.a. ein LKW-Geschicklichkeitsturnier und Sportveranstaltungen. Eine der großen Fahrzeughallen war mit viel Aufwand zu einem Theater mit Bühne umgebaut worden (The Regimental Theatre). Hier lief an zwei Abenden mit bejubeltem Erfolg die dreistündige ‚Regimental Variety Show – Hello Mülheim!‘ (Eintrittspreis 1,50 DM). Neben maltesischen Varietékünstlern und Sängern aus den Reihen der Soldaten traten u.a. auch die ‚Six Swinging Sweeties‘ des Vera Vacano Ballets Oberhausen auf.
Höhepunkt der Feierlichkeiten war am Samstag, den 23. Juli, eine große Parade auf dem Exerzierplatz der Wrexham Barracks, an der auch der Mülheimer Oberbürgermeister Heinrich Thöne sowie weitere Ehrengäste und ein Vertreter der Bundeswehr teilnahmen. Für diese gab es im Anschluss ein Lunch im Offizierskasino sowie abends eine ‚Party‘. Für die Parade, die von Brigadegeneral J.D. King-Martin (British Army of the Rhine) abgenommen wurde, war eigens aus Malta eine maltesische Militärkapelle eingeflogen worden.
Am 22. Juli 1967 fand in den Wrexham Barracks erneut eine große Parade mit viel Prominenz statt. Der Regimentskommandeur empfing als Gäste u.a. den britischen Generalgouverneur von Malta, Sir Maurice Dorman und den deutschen Botschafter der Inselrepublik (in Malta existierte seit 1965 eine diplomatische Vertretung der BRD). Die Parade wurde abgenommen vom Oberkommandierenden der NATO-Armeegruppe Nord, General Sir John Hackett. Man munkelte damals, dass es sich bei dieser Parade um die ‚Abschiedsvorstellung‘ des 1. Regiments RMA handeln würde und dass zukünftig die 7. Panzergrenadierdivision der Bundeswehr aus Unna die ehemalige ‚Pionierkaserne‘ nutzen solle. Dieses Gerücht erwies sich dann aber doch als falsch. Lt Col Samut-Tagliaferro betonte, er wisse bisher nur, dass seine Einheit die Kaserne im Juli 1970 verlassen werde.
Staatsbesuch aus Malta
Allerhöchsten Besuch aus Malta erhielt die Truppe am 14. Mai 1968. Zu den Klängen einer britischen Militärkapelle schritt der maltesische Premierminister Dr. Giorgio Borg Olivier die Ehrenformation des Regiments ab. Die circa 450 in Mülheim stationierten Soldaten machten damals die Hälfte der Streitkräfte Maltas aus! In seiner Begleitung waren der maltesische Botschafter für die BRD, J.F. Axisa sowie Oliviers Staatssekretär Amato Gauci. Die Gäste kamen von einem Mittagessen mit Ministerpräsident Heinz Kühn in Düsseldorf. Bei strahlendem Sonnenschein begeisterten die ‚Gunner‘ der Transporttruppe ihren Regierungschef auf dem Exerzierplatz mit Vorführungen der Einsatzbereitschaft ihrer schweren LKWs. Abends genoss Dr. Olivier ein Dinner mit den Offizieren des Regiments und übernachtete in Mülheim.
Bei seiner historischen Rede während des Aufenthaltes in Mülheim, die auch vom britischen Soldatensender BFBS (British Forces Broadcasting Service) übertragen wurde, lobte der Premierminister die Soldaten für ihren Auslandseinsatz und fügte hinzu: ‚Malta has never forgotten you‘. Er versicherte, dass nach September 1970, wenn die Regierung Maltas die Verantwortung für die RMA übernehme, die Zukunft der Soldaten auch in Malta in ihrem traditionsreichen Regiment sein solle.
Die Streitkräfte der Republik Malta und die Wrexham Barracks heute
Anfang 1970 wurde das 1. Regiment RMA aus den Wrexham Barracks abgezogen. Die letzten maltesischen Soldaten flogen am 18. März 1970 in ihre Heimat. Der RMA folgte eine bis zum 7. März 1970 in Düsseldorf stationierte Versorgungseinheit der BAOR, das 38th SQUADRON ROYAL CORPS OF TRANSPORT. Diese britische Truppe verließ die Wrexham Barracks erst im März 1994.
Am 15. und 16. Januar 1970 fanden in Mülheim unter Teilnahme hoher Generäle der BAOR und des ROYAL CORPS OF TRANSPORT diverse offizielle militärische Veranstaltungen und eine Abschiedsparade statt. In Mülheim herrschte an diesen Tagen winterliches ‚Sauwetter‘, was die geplanten Veranstaltungen sehr beeinträchtigte. Außerdem konnte der Oberkommandierende der BAOR General Sir D. Fitzpatrick – wohl aus gesundheitlichen Gründen – nicht teilnehmen und musste sich von seinem Stabschef Generalmajor T.N.S. Wheeler vertreten lassen.
Bei seiner Abschiedsrede betonte der aus Malta angereiste ehemalige Kommandeur des 1. Regiment RMA Oberst Samut-Tagliaferro, dass während des Auslandseinsatzes insgesamt circa 50 Offiziere und 1.000 ‚Gunners‘ sowie 200 Familienmitglieder in Deutschland stationiert waren und sprach von einem ‚Mini-Malta in Deutschland‘. Er lobte den guten Ruf seiner Truppe innerhalb der BAOR und fügte hinzu, dass seine Soldaten gute Botschafter für Malta gewesen seien.
Bis zum 9. Februar 1970 wurden die Kaserne und circa 200 Militärfahrzeuge, darunter über 150 10-Tonner-LKW von der RMA an das nachfolgende britische Squadron übergeben.
Ein Beschluss des maltesischen Parlaments im August 1970 ermöglichte die Aufstellung eigenständiger, von Großbritannien unabhängiger Streitkräfte. Ab dem 1. Oktober 1970 war die ROYAL MALTA ARTILLERY nicht mehr Teil der britischen Armee. Die MALTA LAND FORCES (MLF) – später in ARMED FORCES MALTA (AFM) unbenannt – wurden die Verteidigungskräfte der neutralen Republik Malta. Heute verfügen die AFM über eine Truppenstärke von circa 1.650 Soldaten und Soldatinnen.
Wie viele der maltesischen Soldaten, die in Mülheim stationiert waren, nach ihrer Rückkehr das Angebot angenommen haben, in den MALTA LAND FORCES zu dienen, ließ sich bisher nicht feststellen. Etliche der Ex-RMA Soldaten sind nach ihrem Ausscheiden aus dem 1. Regiment RMA nach Deutschland zurückgekehrt, um für deutsche Firmen zu arbeiten.
Dass die Auslandserfahrung der RMA militärisch hoch eingeschätzt wurde, zeigt sich daran, dass die ersten beiden Kommandeure des Regiments in Mülheim nach ihrer Rückkehr in Malta als Brigadegeneräle zu den ersten Oberbefehlshabern der MLF bzw. der AFM ernannt wurden:
- Brigadier G.V. Micallef, CBE, Kommandeur MLF (Okt. 1969 – Sept. 1972)
- Brigadier A. Samut-Tagliaferro, CBE, Kommandeur AFM (April 1973 – Aug. 1975)
Die Stadt Mülheim lobte im Oktober 1994 einen städtebaulichen Ideenwettbewerb für die Umgestaltung der Wrexham Barracks aus. Eine Vorgabe hierbei war die ‘Berücksichtigung des Denkmalschutzes und der behutsame Umgang mit der Geschichte des Ortes‘. Auf dem 16 Hektar großen Gelände entstand in den Folgejahren der Wohnpark Witthausbusch. Dieser wurde 2013 fertiggestellt.
Offene Fragen
Bezüglich der maltesischen Truppe in Mülheim bleiben noch viele Fragen offen. Während der Stationierungszeit der RMA in Mülheim wurden einige deutsch-maltesische Ehen geschlossen. Leben die Ehepaare noch, und wenn ja, wo leben sie und ihre Nachkommen? Welche Schulen in Mülheim besuchten die Kinder der Offiziers-, Feldwebel und Unteroffiziersfamilien? Diese Familien wohnten außerhalb der Wrexham Barracks. Ungeklärt ist auch die Frage, ob es über die offiziellen Verbindungen mit der Stadt Mülheim hinaus Kontakte zu örtlichen Vereinen und Kirchengemeinden gegeben hat.
Danksagung
Mein besonderer Dank für die Unterstützung gilt folgenden Personen und Institutionen:
- Den Ex-Soldaten der RMA, die seinerzeit in Mülheim gedient haben
- I. Schäfer und B. Zacharias für die Schilderungen ihrer Erinnerungen
- Jens Roepstorff, Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
- Klaus Beisiegel, Baureferat der Stadt Mülheim an der Ruhr
- Professor John Chircop, University of Malta
- Walter Haßmann, ehemaliger Botschafter der BRD in Malta (bis 2023)
- Olaf Riek, deutsche Botschaft Valletta
- Christian Launer, Präsident der Deutsch-Maltesischen Gesellschaft e.V.
- Dr. Albert Friggieri, ehemaliger Botschafter der Republik Malta (bis 2020)
- Lt Col John Stroud, HQ Armed Forces Malta
- Lt Kurt Degabriele, HQ Armed Forces Malta
(Bearbeitete und leicht gekürzte Fassung eines im Mülheimer Jahrbuch 2024 abgedruckten Beitrags des Autors)