Zeitzeugenschilderung zu den Eheleuten Anton und Rosa/Rose Siminger, Düsseldorfer Str.100

Jüdischer Friedhof Mülheim an der Ruhr, Quelle: Danny Gießner

Für die Richtigkeit: F. Wilhelm von Gehlen

Im Zuge meiner Recherche zur Erstellung der Opfer-Biografie der Eheleute Philipps, für die am 22.03.2013 vor dem Haus Düsseldorfer Str. 113, zwei „Stolpersteine“ verlegt wurden, wurde mir durch die befragte Zeitzeugin, die im Jahre 1925 geborene Tochter der damaligen Hauseigentümer-Familie, zum Schicksal der im Hause Düsseldorfer Str. 100 wohnenden Frau Rosa oder Rose Siminger geb. Novitrust eine wahre Begebenheit geschildert:

Frau Siminger sei jüdischen Glaubens gewesen und wäre mit Anton Siminger, einem Christen, verheiratet gewesen. Der Ehemann wäre in der Kriegszeit als Oberkontrolleur bei den Betrieben der Stadt Mülheim an der Ruhr beschäftigt gewesen.

Als er eines Tages, wann dies genau der Fall war, konnte sie mir nicht angeben, nach Hause kam, wäre seine Frau nicht zu Hause gewesen. Von Nachbarn habe er dann erfahren, dass seine Frau abgeholt worden sei, vermutlich zur Deportation.

Der Ehemann habe sich sofort auf die Suche nach seiner Frau begeben. Ob es Zufall war oder ob er Informationen erlangt hatte, konnte mir nicht mitgeteilt werden. Jedenfalls sei er am Essener Hauptbahnhof angekommen und habe dort einen Zug vorgefunden, mit dem Menschen jüdischen Glaubens deportiert werden sollten. In ihm habe sich auch seine Frau befunden.

Sehr erregt und heftig habe Herr Siminger den Hauptbahnhof unsicher gemacht, habe gebrüllt und ein hohes Maß an Aufmerksamkeit unter den dort wartenden Fahrgästen erregt, mit seiner Forderung, seine Frau solle aus diesem Zug freigesetzt und ihm übergeben werden.

Was unglaublich klingt, sei aber wahr, wurde mir versichert, er habe seine Frau übergeben bekommen und konnte mit ihr nach Hause fahren.

Hier habe ich in meiner Kindheit Frau Siminger kennen lernen können. Sie hat also die NS-Zeit dank des großartigen Einsatzes ihres Mannes überlebt. An ihn habe ich keine eigenen Erinnerungen mehr.

Die Vornamen der Eheleute Siminger und den Mädchennamen der Ehefrau habe ich im Buch der Frau Dr. Barbara Kaufhold „Juden in Mülheim an der Ruhr“ gefunden. Sie waren mir so nicht genannt worden.

 

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