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Zum alten Krug

Von: H.D. Strunck

Auf dem von Johann Jacob Becker 1775 gezeichneten „Prospekt des Schloßes Broich und Mülheim samt der Gegend“ kann man recht gut den Wegeverlauf am und um das Schloß Broich erkennen.
Um nach Duisburg zu gelangen, gab es den ,,Alten Weg“, beginnend unterhalb des Schlosses – das ist in etwa der Verlauf der heutigen Bergstraße – Eltener Straße – Baakendorf – oder östlich am Schloss vorbei durchs Haagerfeld. Beides beschwerliche Anstiege für die Fuhrwerke der damaligen Zeit.

 

Mit der Fähre von Broich nach Mülheim

Um von Broich nach Mülheim zu gelangen, musste man die Fahre nutzen, deren ehemalige Anlegestelle auf Mülheimer Seite heute vom neuen ,,Ruhrbania-Hafenbecken“ markiert wird.
Auf Broicher Seite war das in etwa da, wo sich in der MüGa der Treppenabgang in die Ruhr befindet. Dort in unmittelbarer Nähe von Fähre und Schloss befand sich einst die Gastwirtschaft und Kornbrennerei ,,Zum alten Krug“, die in den Chroniken erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt wird.
Der Platz war ,,strategisch“ hervorragend gewählt, mussten doch die­ Fahrzeuge von Düsseldorf oder Duisburg kommend am Haus warten, bis sie einen Platz auf der Fahre bekamen. Aber nicht nur Fuhrknechte waren Gäste im Haus. Durchziehende fremdländische Soldaten quartierten sich ebenso ein, wie der damals in unseren Breiten berühmt berüchtigte Schinderhannes.

Das Mülheimer Kohlenmonopol

Zu Zeiten des Mülheimer Kohlenmonopols, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, war ein Hinterzimmer des Hauses Treffpunkt der Mölmschen Honoratioren, die dort so manches Fässchen Wein oder Bier leerten. Im ersten Obergeschoss lud der größte Saal weit und breit zu Festlichkeiten und Veranstaltungen aller Art ein.
Auch die spätere Königin Luise soll in jungen Jahren anlässlich ihrer Besuche auf Schloss Broich oft bei der Wirtin, Mutter Anna (Gelsam), geweilt haben.

Wirtshaus Generationen: Familie Gelsam

Über viele Generationen gehörte der Gasthof ,,Zum alten Krug“ der alt­ eingesessenen Mülheimer Familie Gelsam, deren Nachfahre Hans Gelsam uns diese und andere Informationen zum Haus und jener Zeit hinterlassen hat.
Die Blütezeit des Gasthofs ,,Zum alten Krug“ war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben der stetig steigenden Kohlenschifffahrt wurden neue Fabriken gegründet. Der Vorläufer der Friedrich Wilhelms­ Hütte baute erste Dampfmaschinen, eine Tabak- und eine Seifenfabrik entstanden ebenso wie Schiffbaubetriebe, Gerbereien und Lederfabriken.
Auch nach dem Bau der Kettenbrücke, 1842, lag der alte Krug auf Broicher Seite noch verkehrsgünstig und beherbergte und beköstigte viele Gaste.
Steigendes Verkehrsaufkommen und das damals neue Verkehrsmittel Straßenbahn führten zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Neuplanung des Geländes auf Broicher Seite. Eine neue Brücke sollte gebaut werden, alte Gebäude mussten weichen, so auch das Gasthaus ,,Zum alten Krug“.

Das Ende

Schon 1900 hatte man auf das Recht zur Kornbrennerei, das einst die Herren Broich gewahrt hatten, verzichtet und die Produktion eingestellt. 1902 wurde das Haus geschlossen und abgerissen.
Als 1926 auf dem Gelände des alten Krugs die Stadthalle entstand, meinte so mancher Mülheimer darin die Fortsetzung des ehemaligen Gasthauses zu erkennen. War doch auch der Saal der Stadthalle die gute Stube für festliche Gelegenheiten und Konzerte.

 

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