Das Schicksal des Julius Levy

Jüdischer Friedhof Mülheim an der Ruhr, Quelle: Danny Gießner

Von: Friedrich Wilhelm von Gehlen

In ihrem Buch „Juden in Mülheim an der Ruhr“ beschreibt Frau Dr. Barbara Kaufhold das Schicksal des Julius Levy.

Danach wurde er am 23.02.1877 geboren und zog mit seiner am 29.06.1878 geborenen Frau Wilhelmine, geb. Funke, am 28.10.1921 in das Haus Wilhelminenstr. 15 in Broich.

Bei einem Vortrag „Aktion Stolpersteine in Mülheim an der Ruhr“, den ich im Jahr 2009 vor Mitgliedern des Netzwerkes der evgl. Kirchengemeinde Broich hielt, wurde angeregt, auch im Gedenken an Julius Levy einen solchen „Stolperstein“ zu verlegen.

Auf Fragen nach seiner Person und seinem Schicksal wurde mir berichtet, dass er als Mann jüdischen Glaubens die NS-Zeit in seinem Haus überlebte, weil seine Familie und seine Nachbarn ihm mit den ihnen zugeteilten Lebensmitteln dieses Überleben ermöglicht hatten. Bei ungebetenem Besuch in seiner Wohnung habe er sich im Schrank versteckt.

Als jedoch im April amerikanische Soldaten durch die Wilhelminenstraße kamen und ihn in Garderobe, die zuvor von deutschen Soldaten getragen worden war, sahen, wollten sie ihn abführen und in Gefangenschaft nehmen.

Erst auf heftige Beschwerden der Nachbarn ließen sie von diesem Vorhaben ab und nahmen erstaunt zur Kenntnis, dass Julius Levy nur durch die unerschrockene Hilfe der Familie und der Nachbarn die NS-Zeit überleben konnte.

Dafür wollten die Soldaten der Familie und den Nachbarn danken, dass sie so viel Mut bewiesen und ihm das Überleben gesichert hatten. So fand Tage später ein für die damalige Zeit großes Straßenfest in der Wilhelminenstraße statt, bei dem es aus den Vorräten der amerikanischen Armee so reichlich zu essen und zu trinken gab, wie es in damaliger Zeit sonst nicht hätte angeboten werden können.

Nach den seinerzeitigen Kriterien von Gunter Demnig kam zwar keine Stolperstein-Verlegung für Julius Levy in Frage, doch ist sein Schicksal wert, aufgeschrieben und bewahrt zu werden, als ein Zeichen für einen besonderen Zusammenhalt gegen die Machenschaften der Nationalsozialisten in der Zeit des III. Reiches.

Frau Dr. Kaufhold informiert in ihrem Buch darüber, dass Julius Levy am 08.02.1950 und seine Ehefrau Wilhelmine am 08.04.1959 in Mülheim an der Ruhr starben.

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