Der Bau der Aktienstraße

Die Aktienstraße um 1850 mit der Zinkhütte (im Vordergrund) und der Friedrich-Wilhelms-Hütte (im Hintergrund). Quelle: Stadtarchiv

von: Thomas Emons

Viele Wege führen heute von Mülheim nach Essen und umgekehrt. Einer der meist genutzten ist wohl die auf Mülheimer Seite 3,4 Kilometer lange Aktienstraße. Zwischen Sandstraße und Friedrich-Ebert-Straße wird sie täglich von insgesamt 44.000 Fahrzeugen überrollt.

Angesichts solcher massenhaften Verkehrsströme hätte der alte Mathias Stinnes wohl nur den Kopf geschüttelt. Denn er kam bereits in den 1820er Jahren auf die Idee, eine Straße zu bauen, die Mülheim und Essen möglichst schnurstracks verbinden sollte, um die in Essener und Mülheimer Zechen zutage geförderte Kohle möglichst schnell an die Ruhr zu bringen und dort per Schiff zum Beispiel in die Niederlande zu transportieren.

Heute kann man es sich gar nicht mehr vorstellen, dass der Weg von Mülheim nach Essen vor der Eröffnung der Aktienstraße am 5. August 1839 abenteuerlich war und zum Teil durch morastige Schluchten und Gräben führte. Das empfanden Stinnes und andere Zechenbesitzer und Kohlenhändler als unerträgliches Handelshemmnis und gründeten unter anderem mit der Witwe des Textilfabrikanten Troost eine Aktiengesellschaft zum Bau der späteren Aktienstraße. Die Sache ließ sich gut an. Schon 1829 hatten Stinnes und Co. 160 Aktien für je 200 Reichstaler an die Frau und den Mann gebracht. Auch der preußische Staat gewährte dem Straßenbauprojekt einen Zuschuss von 3000 Talern. So war die Finanzierung des am Ende 32.000 Taler kostenden Straßenbaus kein Problem. Doch die Aktionäre hatten ihre Rechnung ohne die Eppinghofer Bürger gemacht. Ihr Protest, der aus der Sorge vor Überschwemmungen durch den Eppinghofer Bach angetrieben wurde, sorgte dafür, dass erst im März 1839 mit dem Bau der Aktienstraße begonnen werden konnte.

Refinanziert wurde ihr Bau nachträglich durch eine Mautgebühr. Wer mit seinem Fuhrwerk über die Aktienstraße fahren wollte, musste an der Grenze Borbeck oder bei der Gaststätte Kirchberg (heute Bürgergarten) bis zu zwei Silbergroschen und sechs Pfennige bezahlen. Nur Fuhrwerke des Königs, der Armee oder der Kirche durften die Aktienstraße gratis passieren.

Doch dieser Betrieb der Aktienstraße rechnete sich nur bis 1862. Nach dem Anschluss Mülheims an das Eisenbahnnetz wurde die Aktienstraße zu einer normalen Verkehrsstraße. Um 1900 zog man die Konsequenz, löste die alte Aktiengesellschaft auf und verkaufte die Straße an die Stadt.

Die verlegte dort noch vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges Straßenbahngleise und passte die Aktienstraße durch einen Aus- und Umbau, mit dem man im Dezember 1966 begann, bis zum Ende der 1980er Jahre an die heutigen Verkehrsströme und die Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmer an, die die Aktienstraße mit dem Auto, der Bahn oder zu Fuß passieren.

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