Der Luna-Park: Ein Vergnügungspark für Mülheim

Werbeanzeige von 1912 für den Luna Park (bearbeitet, Quelle: Mülheimer Zeitung)

von: Dirk von Eicken

Was es seit einigen Jahren bereits in New York, London, Paris, Wien und Berlin gab, wollte man Anfang des 20. Jahrhunderts auch nach Mülheim holen. Zu Ostern 1912 eröffnete an der Duisburger Straße hinter dem Jägerhof an der Monning ein

Luna-Park.

Das gut situierte Bürgertum im Kaiserreich hörte Kurkonzerte und lauschte den Klängen von Militärkapellen. Der Aufbruch in die Moderne brachte Anfang des 20. Jahrhunderts Vergnügungsviertel hervor. Kleine Kaufleute und Beamte, Dienstmädchen, Arbeiter und Militär wollten dem harten Arbeitsalltag entfliehen. Erbaulicher Theater- oder Museumsbesuch sprach die breite Masse da nicht an. Ein „Luna-Park“ an der Monning versprach dagegen für wenig Geld Amüsement und kleine Sensationen. Mit der Straßenbahn war das „Grösste Vergnügungs-Etablissement Westdeutschlands“ gut zu erreichen.

Bereits 1911 sickerten Pläne zum Bau des Parks durch. Die Mülheimer- und Duisburger Zeitungen berichteten begleitend über den Fortschritt der Bauarbeiten. Der Widerstand der Anwohner, die den Park ablehnten, setzte sich letztlich nicht durch. Im Gegenteil: Die Nachbarschaft profitierte. Die Nachfrage nach Zimmern, Wohnungen und sonstigen Unterkünften für die dort Beschäftigen stieg und die Geschäftsleute rund um das Gelände verzeichneten größere Umsätze. Auch die Stadt freute sich über die Steuereinnahmen aus dem Luna-Park.

Am Ostersonntag des Jahres 1912 wurde der Park um 11 Uhr vormittags eröffnet. Die Mülheimer Zeitung berichtete, dass es an den Eingängen bisweilen lebensgefährlich gewesen sei und sich die Menge „wälzte, wogte, flutete und schiebte“. Auch die Taschendiebe hatten einen guten Tag. Ein wahrer Massensturm auf den Park hatte begonnen. Für die 10 Pfennig Eintritt wurde auch einiges geboten. Die Oberlandler Kapelle und die Kapelle des II. Westfälischen Husaren-Regiments sorgten für gute Stimmung und Tanzmusik. An jeder Ecke wartete auf dem weitläufigen Gelände eine neue Attraktion: Zeppelin-Karussell, Teufelsrad, Gebirgsrutschbahn, Wellenbahn, Schießstände, Cafés, Bier- und Weinstuben sowie Restaurants. Spezielle Angebote für Kinder, wie etwa das Kinder-Sedan-Fest, rundeten das Angebot ab.

Wie auch in den heutigen Freizeitparks wurden kontinuierlich neue Sensationen und Shows eröffnet.

Hintergrund und Entstehung

Luna Park ist ein Name, den Dutzende noch betriebene und nicht mehr existierende Vergnügungsparks tragen. Sie sind nach dem ersten Luna Park benannt und basieren teilweise auf diesem, der 1903 in der Blütezeit der großen Parks auf Coney Island (New York) eröffnet wurde. In vielen Filmen und Romanen spielen Luna-Parks eine „Hauptrolle“. Auch in den „Lustigen Taschenbüchern“ von Walt Disney wurde den Parks ein Denkmal gesetzt (Folge 254: Das Geheimnis des Luna-Parks).

Plan des 1912 eröffneten Luna Parks (Quelle: Mülheimer Zeitung)
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