Die Anfänge der Friedrich Wilhelms-Hütte

Postkartenansicht der Friedrich Wilhelms-Hütte
Postkartenansicht der Friedrich Wilhelms-Hütte

von: Jens Roepstorff

Die Geschichte der Friedrich Wilhelms-Hütte nimmt ihren Anfang im Jahre 1811 mit der Gründung der Dinnendahlschen Maschinenfabrik. Als Firmengründer gilt der aus Horst an der Ruhr stammende Johann Dinnendahl (1780-1849), der zuvor 10 Jahre lang für seinen älteren Bruder Franz gearbeitet hatte. Die Brüder Dinnendahl teilten ihre Begeisterung für Dampfmaschinen – eine Hochtechnologie zu jener Zeit – und betrieben seit 1801 eine mechanische Werkstatt in Essen. Der Absatzmarkt befand sich quasi vor ihrer Haustüre: Der Ruhrbergbau entwickelte sich gerade vom Stollen- zum Tiefbau und benötigte für den Halt und die Beseitigung des Grundwassers dringend Unterstützung durch entsprechende Technik.

Die Geschäfte liefen gut und Johann Dinnendahl, der inzwischen vom Lehrling zum Meister und seinem Bruder ebenbürtigen Fachmann gereift war, hatte den Wunsch, sich mit einer eigenen Werkstatt selbstständig zu machen. Als Ort wählte er das benachbarte Mülheim, wo er sich als „Mechanikus“ am Froschenteich – der heutigen Friedrich-Ebert-Straße – niederließ. Als Gründungsdatum gilt gemeinhin der 9. November 1811, da an jenem Tag eine Lieferung eiserner Gerätschaften der Hütte Jacobi, Haniel & Huyssen eintraf, mit der Dinnendahl seine Werkstatt einrichtete und funktionsfähig machte. 1812 erhielt er den ersten Auftrag für den Bau einer Dampfmaschine auf der Zeche Nottekampsbank in Heisingen bei Essen.

Obwohl Johann fortan mit seinem Bruder Franz um Aufträge konkurrierte, gingen die Dinnendahls auch weiterhin gemeinsame Wege. Um die Abhängigkeit von ihren  Eisenlieferanten zu beseitigen, beschlossen sie, ihren beiden Werkstätten jeweils eine Eisengießerei anzugliedern. In einer Zeitungsanzeige vom 25. Juli 1820 bewarben sie anschließend das neue Angebot: „Bergwerks- und Fabriken-Besitzern können wir uns umso mehr empfehlen, da wir alle und jede Dampfmaschinen-Theile, so wie auch zu Cylindergebläsen, Walzwerken etc. von ein Viertel Pfund bis zu 12-14 000 Pfund in einem Gusse, nach jedem beliebigen Modell oder Zeichnung, rein und schön abzugießen und zu liefern im Stande sind.“ Nach Beschwerden von Anwohnern kam es bei der Mülheimer Eisenschmelze nach einigen Jahren zu einem Standortwechsel. Zusammen mit der mechanischen Werkstatt verlegte Johann Dinnendahl sie 1823 stadtauswärts auf das heutige Gelände der Friedrich Wilhelms-Hütte.

Um auch bei der Herstellung des Eisens unabhängig zu werden, plante Dinnendahl Anfang der 1830er Jahre den Bau eines eigenen Hochofens. Da ihm selbst dazu die finanziellen Mittel fehlten, suchte er nach einem Kapitalgeber und fand ihn in dem Ruhrorter Kaufmann Friedrich Wilhelm Liebrecht. Die Pläne der beiden Partner sahen zwei Hütten vor: eine in Ruhrort mit Dinnendahl als Namenspatron (St.-Johannes-Hütte), die andere in Mülheim mit Liebrecht als Namensgeber (Friedrich Wilhelms-Hütte). Während die Hütte in Ruhrort nie gebaut wurde, entwickelte sich die Mülheimer „FWH“ im Sinne ihres geistigen Vaters. Die Inbetriebnahme des Hochofens im Jahre 1841 sowie die dortige Installierung des ersten Kokshochofen im Ruhrgebiet 1848/49 sollte Dinnendahl jedoch nicht mehr erleben. Nach Differenzen mit seinem Partner Liebrecht und der Suche nach neuen Geldgebern in Düsseldorf, verkaufte er Ende der 1830er Jahre sein Unternehmen an Letztere und zog mit seiner Familie nach Westfalen.

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