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Die Eröffnung der Stadthalle

Platzkarte zur Eröffnung der Stadthalle, Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Von: Thomas Emons

Für die Mülheimer ist sie ihre gute Stube. Wer auf ihre Ruhrufer-Terrasse schaut, den erinnert sie an einen venezianischen Palazzo: die Stadthalle. Kein Wunder, dass die Zeitgenossen angesichts des Prachtbaus, den die Rathaus-Architekten Hans Großmann (1879-1949) und Arthur Pfeifer (1879-1962) mit ihrem für die Innenarchitektur zuständigen Kollegen Emil Fahrenkamp geschaffen haben, von einem Ruhr-Venedig sprechen, als die Stadthalle am 5. Januar 1926 mit Werken von Richard Wagner und Anton Bruckner eröffnet wird.

Weil die Mülheimer kein eigenes Orchester haben, verpflichten sie die Musiker der Stadt Duisburg. Deren Oberbürgermeister Jarres gehört ebenfalls zu den geladenen Gästen der zweiten Konzertaufführung im neuen Theatersaal der Stadthalle. Die ersten Konzertgäste sind keine Honoratioren, sondern Arbeiter, die die Stadthalle ab 1923 im Rahmen einer kommunalen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gebaut haben. Für sie spielt das Orchester der Stadt Duisburg bereits im Dezember 1925, um mit Beethovens Musik die Akustik des neuen Theatersaals zu testen.

„Wir platzen vor Neid“, soll Duisburgs OB Jarres nach der offiziellen Einweihung vom 5. Januar 1926 gesagt haben und eine Duisburger Zeitung stellt nach dem glanzvollen Ereignis in der Nachbarstadt fest, „dass die kindliche Freude über das Neujahrsgeschenk“ nicht an dem Gedanken vorbeiführe, dass die Mülheimer erst zur Kunst erzogen werden müssten. Nur kein Neid, liebe Nachbarn. Man muss auch gönnen können. Die Mülheimer haben zu Recht das Gefühl, ihre Stadthalle verdient zu haben. Ihr schon ab 1909 geplanter Bau wird durch den Ersten Weltkrieg und den 1916 vollendeten Rathausbau verzögert. Die Finanzierung stemmt die Stadt mit Bürgerspenden, Konzerterlösen und eigenem Inflationsgeld. Oberbürgermeister Paul Lembke will eine Stadthalle, „die nach außen repräsentativ“ das städtebauliche Ansehen Mülheims fördert und im Inneren „Raum für künstlerische, politische und gesellschaftliche Veranstaltungen gewährt.“
 

Allen Unkenrufen zum Trotz gelingt das Unternehmen und die Mülheimer Zeitung schreibt am Tag nach der Einweihung: „Das Entzücken über die neuen Räume war überall groß, gleichermaßen aber auch über die musikalischen Leistungen, an denen man sich erbauen durfte.“

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