Die erste elektrische Straßenbahn in Mülheim

Erste Fahrt einer Mülheimer Straßenbahn 1897, Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Von: Thomas Emons

Für die Mülheimer Zeitung steht schon vor dem großen Ereignis fest: „Der Tag ist ein wichtiger Merkstein in der Geschichte unseres Gemeinwesens, dürfen wir uns doch von der neuen Einrichtung eine weitere Förderung des Verkehrs, des Erwerbslebens, des Handels und Wandels in unserer Stadt versprechen.“

Die Rede ist von der ersten Fahrt einer elektrischen Straßenbahn in Mülheim. Den Grundsatzbeschluss zu ihrer Einführung hatten die Stadträte bereits 1894 gefasst, damals noch mit der Option auf einen gemeinsamen Fahrbetrieb mit Oberhausen. Doch dann fährt man erst mal eigene Wege. Am 9. Juli 1897 ist es soweit: Das 12,5 Kilometer lange Streckennetz kann nach einjähriger Bauzeit mit zunächst sieben Straßenbahnwagen in Betrieb genommen werden. Im 15-Minuten-Takt kann man vom Kahlenberg über die Dohne und die Friedrichstraße zum Rathausmarkt fahren. Von dort geht es weiter in Richtung Styrum und Oberhausen.

Eine Nebenstrecke führt vom Rathausmarkt über den Hingberg zur Körnerstraße und später weiter zum alten Bürgermeisteramt Heißen, in dem lange die Sparkassenfiliale des Stadtteils ihren Sitz hatte. Je nachdem, wie viele Stationen man fährt, kostet das Ticket für die Tram damals zwischen zehn und 20 Pfennig.

Die elektrische Straßenbahn, die die zuvor schon von der Duisburger Straßenbahngesellschaft betriebene Dampf- und Pferdebahn alt aussehen lässt, macht die Mölmschen mobil. Gerne steigen sie ein. Und deshalb werden aufgrund der großen Fahrgastzahl schon bald sechs weitere Straßenbahnwagen angeschafft und der Fahrtakt auf siebeneinhalb Minuten verkürzt. Das Mülheimer Straßenbahnnetz wird Schritt für Schritt ausgebaut. 27 Jahre nach der Jungfernfahrt war es bereits auf 44 Kilometer angewachsen.

Nach dem Bau der ersten Schlossbrücke, die die alte Kettenbrücke ablöst, kann die elektrische Straßenbahn ab 1911 auch über die Ruhr nach Broich, Speldorf und Saarn fahren. 1912/13 entstehen die Strecken über die Aktienstraße in Richtung Essen und über den Oppspring bis zum Steinknappen. Welche Bedeutung das Transportmittel Straßenbahn in einem Zeitalter hatte, das noch nicht von Autolawinen geprägt war, lässt sich an den 32 Millionen Fahrgästen ablesen, die 1947 mit der Mülheimer Straßenbahn fuhren. 60 Jahre später transportierten Straßenbahn und Stadtbahn zusammen 19,2 Millionen Fahrgäste.

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