Von: Jens Roepstorff
Es begann mit einem bescheidenen, umgebauten Schuppen („Backes“) in Styrum, der August Thyssen in den ersten Jahren nach seiner Firmengründung 1871 als Verwaltungsgebäude diente. Erworben hatte Thyssen das Gebäude samt Grundstück von Gustav Becker. Es war Teil des Heckhoff-Hofes, an dessen Rand Becker zusammen mit seinem Bruder Richard eine Gerberei betrieb. Den Hof selbst hatte Becker erst zwei Jahre zuvor erworben in der Erwartung, dieses Flurstück ansichts der sich ausweitenden Industrialisierung gewinnbringend weiterzuverkaufen.
Die Bergisch-Märkische sowie die Köln-Mindener Eisenbahn kreuzten sich bei Styrum, was die Lage für den Firmengründer Thyssen äußerst attraktiv machte.
Zudem gab es dort ein Potential an Arbeitskräften, das durch die ortsansässige Glasfabrik Stallmann, Itzenplitz & Schlafhorst mit rund 100 Beschäftigten und die nahe gelegenen Eisenwerke Styrum mit einer Belegschaft von knapp 600 Arbeitern noch lange nicht ausgeschöpft war. August Thyssen hoffte angesichts dieser Situation auf günstige Löhne.
Er kaufte einen Teil des Heckhoff-Hofes und ließ, da das eigentliche Wohngebäude anfangs noch nicht zu seiner Verfügung stand, den benachbarten Schuppen – den „Backes“ – für seine Zwecke als Büro und Materialienlager umbauen. Zeitgleich baute er auf dem Flurstück eine 100 Meter lange Werkshalle, die über einen eigenen Eisenbahnanschluß verfügte. Die Duisburger Firma Bechem & Keetman lieferte die Maschinenausstattung: fünf Puddelöfen, ein Schweißofen, eine 160-PS-Dampfmaschine sowie Luppenwalzen. Am 2. Oktober 1871 war es dann soweit: 70 Arbeiter nahmen die Produktion auf im Bandeisenwalzwerk von August Thyssen, der Keimzelle des späteren Großkonzerns.