von: Thomas Emons
In seinem vorletzten Amtsjahr kann der damalige Oberbürgermeister Dr Paul Lemke zusammen mit dem damaligen Reichsverkehrsminister, Dr. Wilhelm Koch, den oberhalb der Rheinmündung gelegenen Rhein-Ruhr-Hafen in Speldorf eröffnen. Dass der Hafenbetrieb, der mit einer Bauschuldenlast von 11 Millionen Reichsmark seinen Betrieb aufnimmt, schon bald durch eine Weltwirtschaftskrise ausgebremst wird, ahnt damals noch niemand.
Der Rhein-Ruhr-Hafen ist Nachfolger des 1839 eröffneten und 1880 zugeschütteten Hafens an der Ruhr. Der erste Mülheimer Hafen und mit ihm die gewerbliche Schifffahrt auf der Ruhr hatte in den 1880er Jahren den Konkurrenzkampf mit der Eisenbahn endgültig verloren.
Ratsbeschluss 1913
So wie einst sein Großvater Mathias, kämpft jetzt auch sein Enkel Hugo Stinnes im Stadtrat für den Hafenbau. Der Ratsbeschluss wird 1913 gefasst. Die Baukosten kalkuliert man damals mit fast 17 Millionen Goldmark. 1914 beginnt der Erste Weltkrieg. 1915 beginnt man mit dem Bau des Hafens, seiner Schleuse und seines 12 Kilometer langen Schifffahrtskanals, der eine schiffbare Verbindung zwischen Rhein und Ruhr schaffen soll. Zu den ersten Bauarbeitern gehören auch 500 russische Kriegsgefangene.
1918 ist der Krieg für Deutschland verloren. Jetzt bremsen Reparationen und Hyperinflation das Hafenbauprojekt.
Inbetriebnahme 1927
Doch im Herbst 1927 ist es dann so weit und fast zeitgleich mit dem Hafen und seinem Schifffahrtskanal werden auch das Wasserkraftwerk am Raffelberg und die Ruhrschleuse Raffelberg in Betrieb genommen. Sie steht seit 1991 unter Denkmalschutz und ist Ende der 1990er Jahre saniert und umgebaut worden.
Bevor mit dem Zweiten Weltkrieg und seien Folgen der nächste Rückschlag für den Rhein-Ruhr-Hafen kommt, erlebt er nach dem Ende der Weltwirtschaftskrise eine kurze Blütezeit, in der sich 20 Unternehmen im Rhein-Ruhr-Hafen ansiedeln. Im Vorkriegsjahr 1938 werden dort 400.000 Tonnen umgeschlagen. 1945 kommt der Hafenbetrieb zum Erliegen, um 1947 wieder aufgenommen zu werden. 1954 überschreitet sein Umschlagsvolumen erstmals die Eine-Millionen-Tonnen-Grenze. Das westdeutsche Wirtschaftswunder macht den Aufschwung möglich.
Die Geschichte des mit einer Hafenbahn ausgestatteten Rhein-Ruhr-Hafens, der sich auf 2,2 Millionen Quadratmetern, inklusive 86.000 Quadratmetern Wasserfläche erstreckt, ist eine Geschichte des wirtschaftlichen Strukturwandels. Heute sind im Rhein-Ruhr-Hafen, in dem mehr als eine Millionen Tonnen, etwa in Form von Stahl, Eisen, Schrott, Mineralöl und Getreide umgeschlagen werden, ein Wirtschaftsstandort, der mit seinen 360 ansässigen Unternehmen verkehrstechnisch auf der Straße, auf der Schiene und auf dem Wasser bestens angeschlossen ist.