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Eröffnung des Ufa-Palasts (Palast-Theaters) auf der Schloßstraße

Eröffnung des Ufa-Palasts im Dezember 1938 (Quelle: Stadtarchiv)
Eröffnung des Ufa-Palasts im Dezember 1938 (Quelle: Stadtarchiv)

von: Jens Roepstorff

Im Dezember 1938 stand kurz vor Weihnachten ein Großereignis in der Mülheimer Kinogeschichte an: Die Eröffnung des Ufa-Palasts auf der Schlossstraße, des ersten eigens für diesen Zweck gebauten Kinos in Mülheim an der Ruhr. Es war bereits das sechste Innenstadtkino, jedoch von einer völlig anderen Dimension als die zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Lichtspielhäuser wie etwa der Löwenhof oder die Schauburg, das bis dahin größte Haus. Diese älteren Kinos befanden sich allesamt in Räumen, die früher anderen Zwecken gedient hatten und zu Lichtspieltheatern umgebaut worden waren.

Der Mülheimer Rechtsanwalt und Notar Dr. Otto Niehoff hatte erkannt, dass einer Stadt von rund 137.000 Einwohnern ein repräsentatives Kino gut zu Gesicht stehen würde und für diesen Zweck Ende 1937 von der Stadt ein zentral in der Innenstadt gelegenes Grundstück erworben. Nachdem die Architekten Pfeifer & Großmann entsprechend seinen Vorgaben den Entwurf für ein Lichtspieltheater mit 1.000 Sitzplätzen vorgelegt hatten, schloss der Bauherr einen Pachtvertrag mit der Universum-Film AG (Ufa) in Berlin ab und sicherte sich damit sowohl für den Bau als auch für den späteren Spielbetrieb die Erfahrung dieser größten deutschen Filmgesellschaft. Die Ufa-Kinos genossen bei den Kinogängern damals ein hohes Ansehen, weil sie die beliebten Eigenproduktionen der Universum-Film AG unmittelbar nach der Uraufführung deutschlandweit zeigten.

Nach einer neunmonatigen Bauzeit konnte das Kino pünktlich zum Weihnachtsfest 1938 eröffnet werden. Die Ausmaße waren gigantisch: Im Parkett befanden sich 640 Sitzplätze, im Rang 340 Plätze, darunter befand sich ein Luftschutzkeller für 500 Personen. Durch die zentrale Lage an der Südseite des Viktoriaplatzes gegenüber dem Postgebäude setzte das Lichtspieltheater einen neuen städtebaulichen Akzent.

Schon Tage vor der Einweihung des neuen Kinopalasts war in den Mülheimer Zeitungen zu lesen, dass die festliche Eröffnungsvorstellung komplett ausverkauft sei. Am 20. Dezember um 20.30 Uhr war es dann soweit: Der Vorhang öffnete sich für die neue Ufa-Produktion „Der Blaufuchs“ mit Zarah Leander, Willy Birgel und Paul Hörbiger in den Hauptrollen. In den nächsten Jahren wurde das neue Lichtspielhaus zum Erstaufführungskino in Mülheim an der Ruhr. Die wichtigsten Filme liefen hier an, so auch 1942 der erste deutsche Farbfilm „Frauen sind doch bessere Diplomaten“ mit Marika Rökk und Willy Fritsch.

Der große Bombenangriff auf Mülheim am 22./23. Juni 1943 zerstörte alle sechs Innenstadtkinos. Auch der Ufa-Palast brannte in dieser Nacht aus, wurde jedoch als kriegswichtiger Betrieb aus Propagandagründen zügig wieder instandgesetzt. Unter einem behelfsmäßigen Dachpappendach konnte der Spielbetrieb bald wieder aufgenommen werden. Nach dem Krieg gab Otto Niehoff den Architekten des Gebäudes Pfeifer & Großmann den Auftrag zum Wiederaufbau des Gebäudes. Diese orientierten sich im Wesentlichen an den Plänen des Vorkriegsbaus mit dem Unterschied, dass der Luftschutzbunker im Kellergeschoss nun zu einem Restaurant umfunktioniert wurde.

Da die Ufa-Filmgesellschaft noch nicht wieder existierte, wurde aus dem Ufa-Palast das Palast-Theater (ab 1953 unter den neuen Pächtern Stüdemann und Wolf). Der Umbau der konkurrierenden Schauburg war 1954 bei den neuen Betreibern des Palast-Theaters der Anlass für eigene Modernisierungsmaßnahmen. Während für die Schauburg 1965 das Aus kam, bestand das Palast-Theater noch bis Ende 1973. Mit der Aufteilung des großen Kinosaals in Verkaufsflächen für ein Kaufhaus und zwei kleinere Kinos war das Ende des repräsentativen Großkinos besiegelt.

(aus: Mülheimer Zeitzeichen, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr, Band 1)

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