Von: Dirk von Eicken
Die 1950er-Jahre in Mülheim: Mit dem Wirtschaftswunder steigt auch rasant der Straßenverkehr. LKWs, PKWs, Motorräder/Mopeds, Fahrräder aber auch noch Pferdefuhrwerke bevölkern die Straßen. Die Zeitungen berichten fast täglich von schweren und tödlichen Unfällen. Leidtragende sind oft Kinder und Jugendliche. Die Mülheimer Verkehrswacht möchte etwas tun.
Nach zweijähriger Planung ist es endlich soweit. In der Grünanlage Priestershof an der Wittekindstraße wird am 26.07.1956 der Jugend-Verkehrsübungsplatz eröffnet. In Anwesenheit der Spitzen der Stadt sowie der Polizeidirektion übergibt der 1. Vorsitzende der Mülheimer Verkehrswacht Dr. Hirtsiefer mit dem NRW-Verkehrsminister Dr. H. Kohlhase den Verkehrsübungsplatz seiner Bestimmung. Die Eröffnungsfeier umrahmt ein Platzkonzert des Musikkorps der Kreispolizeibehörde Essen. Und es ist wahrlich großes gelungen:
- Die Gesamtfläche ist 70 m lang und 40 m breit. Die Fahrbahnen haben eine Breite von vier, drei und zwei Metern.
- Eine große Kreuzung mit zwei Verkehrsinseln und Zebrastreifen, von vier Grünflächen umgeben, bilden den einen Teil der Anlage.
- Im anderen Teil sind vier helle Betonflächen für den Kreisverkehr geschaffen worden. Parkflächen, eine kleine Tankstelle und eine weitere Grünfläche runden den Platz ab.
- Rund um den Übungsplatz verläuft eine asphaltierte Rollschuhbahn.
Wie in der Realität wurde an alles gedacht: Radwege, Fußwege, Kreuzungen, Einbahnstraßen, Verkehrsampeln und Verkehrsschilder, nichts fehlte den Schülern und Schülerinnen, die in kleinen Tretautos und Fahrrädern unter Anleitung ihrer Lehrer und Polizeibeamten richtiges Verhalten im Verkehr lernten.
Der Platz war ein voller Erfolg. Es gab Verkehrs-Ferienspiele mit bis zu 3.000 Teilnehmern. Delegationen aus dem In- und Ausland bestaunten den Platz, von denen in Deutschland neun weitere gebaut werden sollten. In Mülheim stand aber einer der ersten in Deutschland.
1971 war aber leider schon wieder das Ende der Anlage erreicht, da an dieser Stelle ein Hotel geplant war – das zum Glück nicht verwirklicht wurde.
Heute erinnern nur noch die Straßen und Wege an den Verkehrsübungsplatz. Alles andere wurde von der Stadt abgebaut oder fiel dem Vandalismus zum Opfer. Wer aber den Charme einer solchen Jugendverkehrsschule noch einmal erleben oder seinen Kindern/Enkelkindern zeigen will, sollte nach Essen fahren. Dort gibt es noch vier Plätze!
(Quellen: WAZ, Stadtspiegel, Stadtarchiv MH)