Erster Spatenstich für den Bau der Nordbrücke

Die Grundpfeiler zum Bau der Nordbrücke (1970)
Die Grundpfeiler zum Bau der Nordbrücke (1970)

von: Thomas Emons

Der Stadtspiegel spricht vom „größten Tiefbauprojekt der Mülheimer Geschichte.” Die Rede ist vom Bau der Nordbrücke, die seit 1987 den Namen des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer trägt. Nach langer Planungsphase geht es am 23. September 1969 mit dem ersten Spatenstich endlich los. Bürgermeister Fritz Denks legt selbst Hand an, um den ersten Bagger in Gang zu setzen. Doch auch baggern will gelernt sein. „Bagger bockte unter der Hand des Bürgermeisters” titelt die Zeitung am Tag danach und stellt fest, dass sich die Schaufel erst beim vierten Versuch ins Erdreich grub. Von solchen Pannen lassen sich der Bürgermeister und die zahlreich erschienenen Bürger ihre Festtagslaune nicht verderben. „Mit diesem sonnigen Tag beginnt ein Abschnitt in der Stadtgeschichte, die Mülheim noch attraktiver, schöner und wohnlicher werden lässt,” sagt Denks. Dass die Planungen für die Nordbrücke lange gedauert haben, interpretiert er als „Beweis dafür, wie sorgsam überlegt, wie abgewogen wurde.”

Zur Feier des Tages gibt es Freibier und Erbsensuppe. Die Mülheimer machen reichlich Gebrauch davon. Warum auch nicht? Sie müssen die Nordbrücke am Ende mit ihren Steuergroschen bezahlen. Stattliche 56 Millionen Mark kostet das Projekt. Die eigentlichen Baukosten werden mit zehn Millionen Mark veranschlagt. Das meiste Geld fließt in den Kauf von Grundstücken, die für die Brückentrasse gebraucht werden. Auch ein Teil des Werksgeländes der Friedrich Wilhelms-Hütte muss gekauft werden.

Bevor die Bagger für den Bau der 440 Meter langen und 34 Meter breiten Brücke rollen können, muss erst mal die Abrissbirne geschwungen werden. Denn hier und dort stehen auch Häuser der siebenspurigen Autobrücke im Weg. Die Mülheimer wollen mobil und motorisiert sein. Allein von 1968 bis 1971 steigt die Zahl der in der Stadt zugelassenen Kraftfahrzeuge von 40.617 auf 50.866. Das hat Folgen. Die vom Durchgangsverkehr über die Ruhr arg strapazierte Schlossbrücke muss entlastet werden. Das soll die Nordbrücke schaffen. Bevor sie am 6. Oktober 1971 mit einem Oldtimer-Korso eingeweiht werden kann, müssen 6400 Kubikmeter Stahlbeton, 12.000 Kubikmeter Spannbeton, 1700 Tonnen Betonstahl und 500 Tonnen Spannstahl verbaut werden. Eine Woche nach der Eröffnung stellen Polizei und Tiefbauamt fest, dass sich der bisher über die Schlossbrücke fließende Autostrom zu 30 Prozent auf die Nordbrücke verlagert hat.

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