von: Dirk von Eicken
Mülheim als Wintersportstadt mit alpinen Ski-Wettkämpfen und Rodelmeisterschaften? In den 1950er und 1960er Jahren ist das tatsächlich Realität und ein fast jährliches Event! Es werden die Stadtmeister im Abfahrts- und Slalomlauf sowie der Rodelmeister ermittelt. Und das alles mitten in unserer Stadt.
Initiator des Spektakels ist 1956 das Mülheimer Jugendamt. Die sogenannte Skiwiese, ein Wiesenhang hinter der Luisenschule, wird von dem Mülheimer Bauern Terjung zur Verfügung gestellt. Sportbegeisterte Lehrer haben die Strecke gut abgesteckt und überall Lautsprecher aufstellen lassen. Es wird getrennt nach Altersgruppen und Geschlechtern gestartet.
Der Skiwettbewerb findet große Zustimmung und wird in den Folgejahren wiederholt. 1959 schreibt die WAZ: „An der Oppspringkreuzung herrschte Ski-Hochbetrieb: 300 Aktive und 2000 Zuschauer.“
Eine Reihe von Stürzen bleibt ohne Folgen für Mensch und Gerät. Nur ein kleiner Erlenbusch im Auslauf stört die Sportler, nicht aber das begeisterte Publikum.
Später werden die Rennen dann ins Sauerland verlegt. Mit Bussen fahren die Mülheimer nach Winterberg, um den Wettkämpfen beizuwohnen.
Die Rodelmeisterschaften werden auf der Bahn am Priestershof an der Kluse ausgetragen. Für das „Training“ werden vom Ordnungsamt geeignete Straßen offiziell zum Rodeln freigegeben. Heute wäre das bei dem Straßenverkehr wohl undenkbar.
Über den ersten Wettbewerb schreibt die WAZ 1956: „350 sausen durch die Todeskurve – Rodelmeisterschaft wird voller Erfolg!“
Rund 250 Meter lang ist die spiegelglatte Bahn. Am Ende lauert die gefürchtete „Todeskurve“, die mit Strohballen gesichert ist und in der etliche Schlitten zu Bruch gehen. Alle Einzelergebnisse werden mit großen Berichten in den örtlichen Zeitungen veröffentlicht.