Tours und Mülheim werden Partnerstädte

Tours und Mülheim werden Partnerstädte, Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Von: Thomas Emons

Fast ein Jahr bevor Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle in Paris einen Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit unterzeichnen und damit das Fundament für die deutsch-französische Freundschaft legen, berichtet die Mülheimer Presse am 3. Februar 1962 über die Aufnahme „vielversprechender Verhandlungen mit Tours“.
Neun Jahre nach dem Beginn der ersten Städtepartnerschaft mit dem englischen Darlington möchte Mülheim nun auch eine französische Partnerstadt bekommen. Die NRZ schaltet sich sogar ein und knüpft für die Stadt Kontakte mit einigen französischen Kommunen. Doch die Gespräche mit den dortigen Stadtoberhäuptern führen zu keinen Ergebnissen.

Deshalb greift die Stadt auf die Vermittlung des „Weltbundes der Partnerstädte“ zurück, dem damals international kooperationsbereite Städte aus Frankreich, England, Italien, den USA und Kanada angehören. Die 235 Kilometer von Paris entfernte Universitätsstadt Tours hat Interesse an Mülheim. Mitte April 1962 geht im Rathaus ein Einladungsschreiben des Tourainer Bürgermeisters Jean Royer ein.

Die Stadtspitze ist erfreut und nimmt die Einladung an. Am 5. Mai brechen Oberbürgermeister Heinrich Thöne und der Beigeordnete Heinrich Wittkugel zu einer ersten Reise nach Tours auf.
Der einwöchige Besuch an der Loire wird ein voller Erfolg und besiegelt auf beiden Seiten die Bereitschaft, eine Städtepartnerschaft einzugehen. Beide Bürgermeister stellen fest, dass ihre Städte ähnliche Probleme, wie etwa den Mangel an Wohnraum, haben. „So begrüßenswert der wirtschaftliche Zusammenschluss in der EWG ist, menschlich aber bleibt man sich fremd. Es kommt nicht allein auf unsere Freundschaft an. Je mehr aber geschlossen werden, umso größer ist die Zahl der Menschen, die sich über Grenzen hinweg, sprachlich und menschlich besser kennen- und verstehen lernen“, sagt OB Thöne bei der Eröffnung einer Landwirtschaftsausstellung in Tours. Und sein Amtskollege Royer betont: „In Tours wird viel Deutsch in den Schulen unterrichtet. Es gibt viele Schüler, denen es gut täte, einmal nach Deutschland zu fahren.“

Und so vereinbart man bereits für die Sommerferien 1962 einen ersten Schüleraustausch, dem schon bald weitere Kontakte zwischen Künstlern und Sportvereinen folgen sollen. Vier Wochen nach Thönes Besuch in Tours kommt Royer nach Mülheim. „Tours und Mülheim sollen Brücken zueinander bauen“, titelt die NRZ am 12. Mai 1962. Dieser Wunsch sollte, wie wir heute wissen, Wirklichkeit werden.

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