Das Tabakunternehmen von Eicken

Tabakfabriken Johann Wilhelm von Eicken, Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Von: Thomas Emons

Das Tabakunternehmen von Eicken gehört zu den ältesten Familienunternehmen Deutschlands. 1770 wurde es in Mülheim gegründet.

Als man noch nicht daran dachte, Tabakprodukte mit dem Hinweis: „Rauchen gefährdet ihre Gesundheit“ oder: „Rauchen tötet“ zu deklarieren, gründete der 1749 als Pfarrerssohn in Mettmann geborene Johann Wilhelm von Eicken am 1. Januar 1770 in Mülheim seine Tabakfabrik. Als das damals 12.000 Einwohner zählende Mülheim 1808 erstmals Stadtrechte erhielt, gab es neben von Eicken noch sieben weitere Tabakfabriken in Mülheim. Doch von Eicken und seine fünf Jahre ältere Frau Elisabeth verdienten ihr Geld nicht nur mit der Tabakfabrikation. Sie betrieben auch Papier- und Ölmühlen und handelten mit Seife, Kohle und Kolonialwaren. Nach dem Tod des Firmengründers, führte sein 1770 geborener Sohn Gerhard das Familienunternehmen fort, das erst 1871 zur reinen Tabakfabrik werden sollte. Obwohl hohe Steuern und Zölle das Geschäft mit dem Tabak immer wieder schmälerten, konnte von Eicken seinen Umsatz zwischen 1887 und 1914 verzwanzigfachen. 1908 waren in Mülheim 125 Männer und Frauen als Arbeitskräfte bei von Eicken beschäftigt und profitierten von einer Sozial- und Rentenkasse ihres Arbeitgebers.

Heute führen der 1942 geborene namensgleiche Johann Wilhelm von Eicken und sein im Jubiläumsjahr 1970 geborener Sohn Marc das Familienunternehmen als GmbH in der siebten und achten Generation fort. Zwischen 1877 und 1928 produzierte und verarbeitete von Eicken in seiner Fabrik ab der Wilhelmstraße, die 1914 ausgebaut worden war. Das Gebäude wurde 1943 ein Opfer der Bomben des Zweiten Weltkrieges.

Johann Wilhelm von Eicken (1749-1804), bearbeitet, Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Seit 1886 hatte von Eicken seinen Hauptsitz in Hamburg. Die dortige Fabrik musste nach einem Brand zwischen 1901 und 1903 wiederaufgebaut werden. Nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges sollte von Eicken erst im Jahr der westdeutschen Währungsreform (1948) seinen Betrieb wieder aufnehmen. Seit 1982 hat das Unternehmen, das heute 1000 Mitarbeitende beschäftigt und seine derzeit 30 Markenprodukte in 120 Länder der Erde exportiert, seinen Firmensitz in Lübeck. Zum Hauptsitz in Lübeck kommen Standorte im thüringischen Dingelstädt und in Santiago de los Caballeros in der Dominikanischen Republik.

1920 schreiben die Vaterstädtischen Blätter über den Firmengründer Johann Wilhelm von Eicken: „Die Firma muss sich unter der Führung ihres Gründers sehr rasch zu großer Blüte entwickelt haben. Denn sie besaß in der damaligen Hauptstraße Mülheims, der Delle, mehrere Häuser mit umfangreichen Hintergebäuden, die zu Lager- und Fabrikationszwecken dienten. Der heutige Senior Chef, Johann Wilhelm von Eicken, schrieb im Jubiläumsmagazin des Jahres 2000 über die Ursprünge des Unternehmens: „Die Wurzeln von Eickens liegen in Mülheim an der Ruhr, wo mein Urahn einen Kolonialwarenhandel gründete und rasch zu allen Handelsplätzen Europas enge Verbindungen knüpfte. Der Schwerpunkt lag beim Tabak, woraus bald eine eigene Fabrikation wurde. Über die vielen Jahre hinweg trotzte unser Familienunternehmen Kriegen, Revolutionen und Inflationen. Mehr als nur einmal stand das Schicksal von Eickens am Scheideweg. Doch die Weitsicht, der Mut meiner Ahnen und sicherlich auch das nötige Glück das Tüchtigen, ließen aus dem Kolonialwarenhandel ein weltweit aktives Tabakunternehmen werden.“

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