Die Gründung der Firma Wissoll

Die Produktionsanlagen der Firma Wissoll in Speldorf (um 1920)
Die Produktionsanlagen der Firma Wissoll in Speldorf (um 1920)

von: Thomas Emons

Neujahr steht für Anfang. Am Neujahrstag 1867 beginnt an der Mülheimer Ruhrstraße eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte. Denn dort gehen Wilhelm und Louise Schmitz-Scholl mit ihrem Kolonialwarenhandel an den Start. Geld verdienen sie vor allem mit dem Verkauf von Kaffee, Tee und Kakao. Die Unternehmensgründung kommt nicht von ungefähr. Der damals 35-jährige Hermann Wilhelm Schmitz, Sohn eines Textilhändlers, kennt sein Geschäft aus dem Effeff.

Schon mit 15 Jahren ist er bei Johann Wilhelm Meininghaus in die Kaufmannslehre gegangen. Der Kolonialwarenhändler erkennt das Talent des jungen Mannes. Erst wird Schmitz seine rechte Hand, 1856 sein Nachfolger. Ein Jahr zuvor hat er mit Louise Scholl die Frau fürs Leben gefunden. Auch sie kommt aus einer geschäftstüchtigen Familie, deren Mitglieder als Gastwirte die alten Mölmschen versorgten oder als Fährleute über die Ruhr brachte.

Bis Ende 1866 führt Wilhelm Schmitz das Unternehmen mit einem finanziellen Teilhaber, Ludwig Lindgens. Als der sich auf den Betrieb einer Lederfabrik am Kassenberg verlegt, muss ihn Schmitz auszahlen und fortan auf eigene Rechnung arbeiten. Auch für Schmitz gilt: Hinter einem starken Mann steht eine starke Frau. Ihr – und das ist damals extrem ungewöhnlich – erteilt Schmitz Geschäftsprokura, und er fährt gut damit.

Obwohl das Ruhrhochwasser vom Dezember 1870 die Lagerbestände vernichtet und ein Kredit aufgenommen werden muss, gedeiht das Unternehmen, weil die Mülheimer immer mehr auf den Geschmack der Waren aus dem Hause Schmitz-Scholl kommen. Den Durchbruch bringt eine 1882 eingerichtete Kaffeerösterei.

Wie sich aus dem florierenden Kolonialwarenhandel ein nach dem Prokuristen Emil Tengelmann benannter und international agierender Handelskonzern mit 24,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahre 2008 entwickelte, hat der 1887 gestorbene Wilhelm Schmitz allerdings nicht mehr erleben können.

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