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Der Neubau der Städtischen Mittelschule (Realschule Stadtmitte)

Der 1929 eröffnete Neubau der Mittelschule für Knaben und Mädchen, die heutige Realschule Stadtmitte (Quelle: Stadtarchiv)
Der 1929 eröffnete Neubau der Mittelschule für Knaben und Mädchen, die heutige Realschule Stadtmitte (Quelle: Stadtarchiv)

Von: Thomas Emons

Was haben der ehemalige Kulturdezernent Hans-Theo Horn und der Komiker Helge Schneider gemeinsam? Ganz einfach: Beide haben die Realschule Stadtmitte besucht, die am 21. Januar 1929 eingeweiht wurde. In einer Festschrift wurde sie damals als „schönste Mittelschule Westdeutschlands“ gefeiert.

Der Stadtoberbaumeister Artur Brocke hatte selbst Hand angelegt, um das Schulgebäude zu entwerfen, das mit seiner sachlichen und zweckmäßigen Architektur den neuen Stil des Dessauer Bauhauses verrät.

Keine Frage: Der Clou dieses Schulhauses war und ist sein weithin sichtbarer Uhrenturm, der das Gebäude mächtig repräsentativ macht. Man könnte es sich ohne weiteres auch als Rathaus oder Universitätsgebäude vorstellen. Doch hier lernen 80 Jahre nach ihrer Gründung 760 Mädchen und Jungen gemeinsam für den Ernst des Lebens. „Gemeinsam!? Na klar“, möchte man meinen. Doch so klar war das lange Zeit nicht. Denn als die Realschule noch Mittelschule hieß, lernten Mädchen und Jungen dort zwar unter einem Dach, aber doch strikt voneinander getrennt in einer städtischen Mittelschule für Knaben und in einer Mittelschule für Mädchen.

Als die Schule 2004 ihren 75. Geburtstag feierte, erinnerte sich Hans-Theo Horn in einem Gespräch mit Schülern daran, dass der Zugang zur benachbarten Mädchenschule für die Jungs zu seiner Schulzeit in den 1950er Jahren verbarrikadiert war wie ein Hochsicherheitstrakt. Das merkte sich der Mann fürs Leben.

Als er später in der Mülheimer Schulverwaltung tätig wurde, sorgte er in den frühen 1970er Jahren mit dafür, dass die Eltern davon überzeugt wurden, dass ihre Mädchen und Jungs künftig besser gemeinsam fürs Leben lernen.

Nicht nur architektonisch, sondern auch pädagogisch waren die städtischen Mittelschulen für Mädchen und Knaben auf der Höhe der Zeit, als sie 1929 eingeweiht wurden und damit eine fünfjährige Planungs- und Bauphase erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Mit Fachräumen für Naturwissenschaften, aber auch fürs Werken und Hauswirtschaften unterstrich man schon damals an der Oberstraße, dass hier nicht abgehoben, sondern ganz praxisorientiert unterrichtet werden sollte.

Doch auch die Kultur kam in dieser Schule nie zu kurz. Ihre erste Aula, die im Zweiten Weltkrieg den Bomben zum Opfer fiel, hatte dank der Leonhard-Stinnes-Stiftung sogar eine Orgel. Diese wurde, anders als das Planetarium des Uhrenturms, im Jubiläumsjahr nicht mehr eingebaut. Dafür erstrahlte die Aula nach dem Umbau im neuen Glanz und macht heute wohl so manches Stadttheater neidisch.

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