Gründung der Ersten Großen Mülheimer Karnevalsgesellschaft (MüKaGe)

von: Jens Roepstorff

Karnevalsvereine sind in Mülheim an der Ruhr seit Mitte des 19. Jahrhunderts belegt. So gab es bereits im Jahr 1850 die Gesellschaften „Aula“ und „Niegedacht“. Von 1875 bis 1883 existierte die närrische Vereinigung „Qualm“; weitere Gründungen aus dieser Zeit sind die „Spassigen Lüt“ sowie die Karnevalsgesellschaft „Alhambra“. Alles Namen, die heute kaum jemand noch kennt, da keine dieser frühen Gründungen die Wirren der Zeit überlebt hat.

Der älteste heute noch bestehende Karnevalsverein ist im Vergleich dagegen relativ jung: Mit einem Alter von gerade einmal 80 Jahren ist es die Erste Große Mülheimer Karnevalsgesellschaft (kurz: MüKaGe), aus der Taufe gehoben in einer Saarner Gaststätte am Nikolaustag des Jahres 1937. Um den Gastwirt Ernst Rosendahl und seinen Freund Willi Enaux versammelten sich am 6. Dezember 1937 zahlreiche karnevalsbegeisterte Saarner im Stammhaus Rosendahl, um den Karneval in Mülheim an der Ruhr nach einem längeren Dornröschenschlaf wiederzubeleben. Zum ersten Präsidenten wählte man Willi Enaux, zum Vereinslokal wurde der Ort der Gründung, die Gaststätte Rosendahl, erkoren.

In der kurzen Zeit bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs fand die MüKaGe zahlreiche Mitstreiter, durchaus auch außerhalb von Saarn in den anderen Mülheimer Stadtteilen. Es folgte kriegsbedingt eine lange Pause, bis 1946 die Alliierten die Erlaubnis dazu gaben, das karnevalistische Treiben wieder aufzunehmen. In dieser Zeit vor der Währungsreform, im grauen Alltag der Demontage und Rationierung, waren die Karnevalssitzungen bei Rosendahl freudige Höhepunkte in dem sonst so tristen Leben des Normalverbrauchers“, so die Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Vereins. Da das karnevalistische Leben zu dieser Zeit in Mülheim kaum entwickelt war, trat die MüKaGe im Jahr 1950 dem Hauptausschuss Karneval in der Nachbarstadt Duisburg bei. An einen eigenen Mülheimer Rosenmontagszug war noch nicht zu denken, und so beteiligte man sich stattdessen an den Umzügen in Duisburg und Oberhausen. Mit Unterstützung der Nachbarn führte die MüKAGe dann im März 1957 den ersten eigenen Umzug auf Mülheimer Stadtgebiet durch. Dessen Organisation wurde in den kommenden Jahren zur Aufgabe des Hauptausschusses Mülheimer Karneval, den man im Dezember 1957 auf Betreiben der MüKaGe gründete mit dem Ziel, alle karnevalistischen Gesellschaften Mülheims unter einem Dach zu vereinen.

1957 – das Jahr des zwanzigjährigen Bestehens – brachte neben Freude auch Leid für den Verein: Der Mitbegründer und langjährige Präsident Willi Enaux verstarb und hinterließ eine große Lücke im Vorstand. Dafür konnte man neben der Premiere des Mülheimer Rosenmontagsumzugs erstmals mit einer vereinseigenen Stadtgarde und einem Fanfarenkorps aufwarten. Der bereits 1955 erfolgte Umzug von der Gaststätte Rosendahl in den größeren – und zentraler gelegenen –  Handelshof machte Prunksitzungen mit Tanzkapellen und aufwändigem Programm möglich. Was als kleine Saarner Gründung begonnen hatte, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Publikumsmagneten für ganz Mülheim. Der „Bazillus Carnevalensis“ war im Herzen der Stadt angekommen.

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