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Gründung des Verschönerungsvereins

Historische Postkartenansicht der Ruhranlagen (Quelle: Stadtarchiv)
Historische Postkartenansicht der Ruhranlagen (Quelle: Stadtarchiv)

von: Jens Roepstorff

Mit seinen vielen Grünflächen gilt Mülheim an der Ruhr heute als eine Stadt mit hoher Wohn-und Lebensqualität. Doch wie enstanden die zahlreichen Grünanlagen, wer gestaltete sie in früheren Zeiten? Erst 1913 nahm sich die Stadtverwaltung durch die Gründung eines Gartenamtes dieser Aufgabe an.

In der Zeit davor war es dem Mülheimer Verschönerungsverein zu verdanken, dass zahlreiche Spazierwege, die Ruhranlagen, der Witthausbusch sowie der Kahlenberg als grüne Lungen der Stadt entstanden. Der Verein wurde am 6. Dezember–also am Nikolaustag–des Jahres 1879 mit dem Zweck gegründet, das Mülheimer Stadtbild durch die Gestaltung von Grünanlagen zu verschönern Schon im ersten Jahr zählte er 159 Mitglieder, die angesichts der bescheidenen Finanzlage viele der erforderlichen planerischen und gärtnerischen Arbeiten ehrenamtlich selbst erledigten. So wurde der Kahlenberg, eines der ersten Projekte des Verschönerungsvereins, von Mitgliedern des Vereins eigenständig vermessen und ein Mülheimer Gärtner trug mit seinem Personal unentgeltlich zum Ausbau dieser Grünanlage bei.

Zudem wurde am Kahlenberg ein Restaurationsbetrieb errichtet, der nach der Eröffnung im November 1890 von der Bevölkerung als neues Ausflugsziel dankbar angenommen wurde. Das Gebäude dieses Restaurants am Kahlenberg diente  als Jugendherberge bis 2010, wurde dann durch einen privaten Investor aufgekauft und danach  zu acht Luxuswohnungen umgebaut.

Eine weitere prominente Grünanlage, die der Verschönerungsverein in Eigenregie plante, war der Witthausbusch. Das im städtischen Besitz befindliche Areal wurde 1890 an den Verein zur Nutzung übertragen und von diesem innerhalb von 12 Jahren zu einem Stadtpark entwickelt. Auch die Ruhranlagen, regelmäßig vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen, wurden von Vereinsmitgliedern instandgesetzt, bepflanzt und dauerhaft gepflegt.

Am 30. Mai 1913 fand unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Lembke die letzte Generalversammlung des Verschönerungsvereins statt. Nachdem die Mülheimer Stadtverordnetenversammlung beschlossen hatte, eine städtische Gartenverwaltung unter der Leitung eines gartenbautechnischen Beamten zu finanzieren und die dem Verschönerungsverein unterstellten Anlagen Witthausbusch und Kahlenberg künftig selbst zu betreuen, sah der Vorstand die Ziele des Vereins erfüllt und beschloss die Selbstauflösung. Das bescheidene Vereinsvermögen ging auf die Stadt über, die damit auch alle Rechte und Pflichten des Verschönerungsvereins übernahm.

(aus: Mülheimer Zeitzeichen, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr, Band 1)

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