Karl von den Steinen: Ein Forschungsreisender aus Mülheim an der Ruhr

Karl von den Steinen mit zwei Reisegefährten auf Expedition in Südamerika (Quelle: Stadtarchiv)

von: Kai Rawe

Am 7. März 1855 wurde Karl von den Steinen in Mülheim an der Ruhr geboren. Nichts deutete an diesem Tag darauf hin, dass der Sohn eines Arztes einmal zu einem der bedeutendsten Ethnologen seiner Zeit werden würde. Da seine Mutter bei der Geburt seines jüngeren Bruders starb, verließ Karl seine Geburtsstadt schon im zarten Alter von zwei Jahren. Nun zog die kleine Familie nach Wülfrath, wo die Kinder bei den Großeltern aufwuchsen und Karl auch die Volksschule besuchte.

Das Abitur legte der begabte Schüler vorzeitig mit 17 Jahren in Düsseldorf ab, um anschließend in Bonn, Zürich und Straßburg Medizin zu studieren. Nach seiner Promotion, die er 1875 mit einer Arbeit „Über den Anteil der Psyche am Krankheitsbild des Veitstanzes“ abschloss, führte ihn seine berufliche Laufbahn zunächst nach Wien, später an die Berliner Charité.

Im Jahre 1879 startete von den Steinen eine erste von einer ganzen Reihe an Forschungsreisen, die ihn u.a. in die USA, nach Südgeorgien, Mittelamerika, in die Südsee und mehrfach nach Brasilien führten. Auf diesen Reisen entwickelte der Mediziner ein immer ausgeprägteres ethnologisches Interesse. Besonders die Erforschung und Beschreibung der am Rio Xingú, einem Amazonaszufluss, lebenden Ureinwohner faszinierten von den Steinen zusehends und begründeten seinen Ruf als „Stern am Himmel der Völkerkunde“, wie ihn die Vossische Zeitung nach seiner zweiten Xingú-Expedition 1887 betitelte.

Eine letzte große Forschungsreise führte von den Steinen 1897/98 nach Französisch-Polynesien, wo er die Tattoos der Einwohner der Marquesas-Inseln erforschte. Nach seiner Rückkehr nahm er für kurze Zeit Lehrstuhlverpflichtungen an verschiedenen Universitäten wahr. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zieht sich von den Steinen von seinen Aufgaben als Universitätsprofessor zurück und führt fortan ein Leben als Privatgelehrter. In dieser Zeit unternimmt er weiterhin kleine Forschungsreisen und publiziert ethnologische Schriften.

Als er am 4. November 1929 im Taunus stirbt, hinterlässt er ein Werk, das sich ganz besonders durch die vorurteilslose Beschreibung des Gegenstandes auszeichnet. Die ethnologischen Schriften von den Steinens haben daher auch heutzutage noch ihren Platz unter den Standardwerken der internationalen Ethnologie.

(aus: Mülheimer Zeitzeichen, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr, Band 1)

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