Von: Thomas Emons
Johannes Paul II. war ein reiselustiger Papst. Er selbst sprach von der „Geografie der Liebe.“ Am 3. Mai 1987 besucht der Pontifex Mülheim, wenn auch nur kurz und auf der Durchreise.
Das Protokoll seines zweiten Deutschland-Besuches sieht an diesem Tag einen fünfminütigen Zwischenstopp am Flughafen Essen/ Mülheim vor. Aus den fünf werden am Ende 20 Minuten. Wer den Papst sehen möchte, muss früh aufstehen. Denn schon kurz nach 7 Uhr trifft er am Flughafen ein, um mit dem Hubschrauber nach Düsseldorf zu fliegen, wo ihn Ministerpräsident Johannes Rau erwartet.
Die Nacht hat Johannes Paul II. im Essener Priesterseminar verbracht. Von dort aus kommt seine Fahrzeugkolonne zum Mülheimer Flugplatz. Die Straßen, die er passiert, werden von Streckenposten abgeschirmt. Auf dem Dach des Flughafengebäudes gehen Scharfschützen in Stellung. Auch in den Instrumenten des Blasorchesters der Jugendmusikschule, das den Papst mit dem „Krönungsmarsch“ begrüßt, fahndet man nach verstecktem Sprengstoff. Die Frühschicht der Putzkolonne muss im Flughafenrestaurant unter Polizeischutz arbeiten.
Rund 700 Zaungäste winken dem Papst zu und einige Nonnen schwenken sogar kleine Vatikan-Fahnen. „Es ist schlimm, dass ein Mann des Friedens so abgeschirmt werden muss“, sagt ein Zaungast. Doch es ist der Papst selbst, der den Sicherheitsabstand durchbricht, sich bei den Musikern für ihr Ständchen bedankt und auf die Menschen zugeht, um Hände zu schütteln.
Oberbürgermeisterin Eleonore Güllenstern und Oberstadtdirektor Heinz Hager begrüßen als Repräsentanten der Stadt den Papst und haben das Goldene Buch mitgebracht, in das sich Johannes Paul II. einträgt. Auch der spätere Kulturdezernent Hans Theo Horn gehört damals zum städtischen Begrüßungskomitee. Er war zu jener Zeit mit der Restaurierung von Kloster Saarn befasst und erinnert sich noch gut an das Geschenk, das man dem Papst mit auf den Weg gab. Es handelte sich dabei um das Faksimile einer Urkunde des päpstlichen Legaten Fabio Chigi, der 1655 als Papst Alexander VII. den Heiligen Stuhl bestieg. Als Diplomat in Zeiten des Dreißigjährigen Krieges hatte er 1642 auch mit Streitigkeiten im Kloster Saarn zu tun, sorgte aber von Köln aus für die Einsetzung einer neuen Äbtissin.