Ruhr-Reeder-Haus wird höchster Bau Mülheims

Auch heute noch ein imposanter Bau hoch über Mülheim an der Ruhr: das Ruhr-Reeder-Haus, Quelle: Danny Gießner

Von: Dirk von Eicken

Im Oktober 1960 begannen Ecke Obere Saarlandstraße/Reichspräsidentenstraße – auf geschichtsträchtigem Boden [Anm. d. Red.: siehe später im Text unter „Der Standort“] – 130 Meter über dem Meeresspiegel die Bauarbeiten zu Mülheims damals höchstem Haus. Der Kaufmann Jakob Haferkamp beauftragte die Architekten W. und F. Bunse mit der Planung. Diese hatten bereits Mitte der 1950er-Jahre das erste Hochhaus Mülheims, das Rieken-Haus, in der Stadtmitte erbaut.

Jakob Haferkamp baute das Gebäude für die Tankreederei Ruhr und deren Tochtergesellschaften. Die Unternehmen befassten sich mit der Bereederung von Tank- und Gütermotorschiffen, Umschlag, Lagerung, Spedition und Güterkraftverkehr. Die Reederei verfügte zu jener Zeit über 31 eigene Binnenschiffe und zwei Schleppkähne.

Das Ruhr-Reeder-Haus sollte 34,80 m hoch werden, der Sockel mit Basalt aus der Eifel, das übrige Gebäude mit hellem Travertin verblendet. Das ‚Haus der 500 Fenster‘ wie es im Volksmund hieß, beherbergte in den unteren Etagen Büros und in den oberen acht Etagen 53 Wohnungen in verschiedenen Größen. Ergänzt wurde das Gebäude – damals noch eine Besonderheit – mit einer Tiefgarage und einer Dachterrasse. Zudem wurde hinter dem Haus ein 60 m langes Langhaus errichtet, ein zweigeschossiger Anbau, der ‚Cheftrakt‘.

Bereits im Juni 1961 wurde Richtfest gefeiert. Anfang September vermeldete die WAZ dann die Fertigstellung des Gebäudes.

Der Standort

Das Ruhr-Reeder-Haus erhebt sich auf geschichtsträchtigem Boden. Auf der damals freien Fläche wurde 1928 das sieben Meter hohe Bronze-Denkmal „Der Fackelträger“, spöttisch „Der nackte Heinrich“, zu Ehren der Gefallenen des Lothringischen Infanterieregiments 159 errichtet. Das in der Bevölkerung immer umstrittene Denkmal lag im September 1933 plötzlich zerstört am Boden (s. a. Grundsteinlegung des Ehrenmals „Der Fackelträger“). Der Ort hatte mittlerweile den Namen ‚Herbert-Howarde-Platz‘. Der Plan, hier ein „Horst-Wessel-Denkmal“ zu errichten kam nicht zur Ausführung. An gleicher Stelle wurde dann das 1937 eingeweihte HJ-Gebietsführerhaus für die Hitler-Jugend und den Bund-Deutscher-Mädchen gebaut. Mit dem Abbruch der Ruine des im II. Weltkrieg zerstörten Gebäudes wurde erst im Frühjahr 1952 begonnen. Anschließend gab es Pläne für den Bau einer Autoraststätte und für ein Wohnheim für alleinstehende Frauen. Letztlich wurde dann das noch heute weit sichtbare, immer kontinuierlich renovierte Ruhr-Reeder-Haus gebaut!

(Quellen: WAZ, MZ, NZ, Stadtarchiv MH)

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