Mülheims erster Oberbürgermeister Karl von Bock und Polach

Oberbürgermeister Karl von Bock und Polach, Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Von: Thomas Emons

Von-Bock-Straße! Wer mit der U 18 fährt, stößt ebenso auf diesen Namen, wie der, den sein Weg zur Polizeiinspektion, zur Otto-Pankok-Schule oder zum Berufskolleg Stadtmitte führt. Doch wer war dieser Karl von Bock und Polach? Bei der Spurensuche stößt man auf den 29. Januar 1902. Damals, so lesen wir tags darauf in der Mülheimer Zeitung, verstarb Mülheims Oberbürgermeister. Der 1840 in Mainz geborene von Bock und Polach, der erst als Offizier und dann als Verwaltungsbeamter Karriere machte, war Mülheims erster „Oberbürgermeister“, obwohl die Stadt zu seiner Amtszeit noch weit von der 100.000-Einwohner-Grenze zur Großstadt entfernt war. Die sollte nach zahlreichen Eingemeindungen erst 1908 erreicht werden.

Der OB-Titel war von Bock 1895 durch eine preußische Kabinettsorder verliehen worden, um seine Verdienste als Stadtoberhaupt zu würdigen. Im bereits zitierten Bericht der Mülheimer Zeitung heißt es, dass die Todesnachricht die Stadt überraschend ereilt habe. Obwohl man vom Leiden des Oberbürgermeisters gewusst habe, habe man sein Ende „doch nicht so nah erwartet.“ Nicht nur die Mülheimer Zeitung spricht von einem „Verlust, der nur schwer zu ersetzen sein wird“. Die Lokalpresse betont, dass Mülheim unter seiner „tatkräftigen und umsichtigen Leitung einen bedeutenden Aufschwung nahm“. Auch Stadtverordnete und Beigeordnete bescheinigen dem verstorbenen Oberbürgermeister in einem Nachruf, mit seinen „hervorragenden Gaben des Geistes und des Gemüts das Wohl der Stadt auf allen Gebieten nachhaltig gefördert“ zu haben.

Da muss was dran gewesen sein, denn als von Bock drei Tage nach seinem Tod zu Grabe getragen wird, begleiten allein 30 Vereine den Trauerzug, und schweigende Bürger säumen den letzten Weg ihres Stadtoberhauptes. Nicht nur die Straßenlaternen tragen Trauerflor. Die Zeichen öffentlicher Wertschätzung kommen nicht von ungefähr. In seiner Amtszeit, die am 13. Mai 1879 mit seiner einstimmigen Wahl durch die Stadtverordneten beginnt, macht Mülheim einen großen Sprung nach vorn. Unter seiner Regie werden Straßen und ein Wasserwerk gebaut, bekommt Mülheim eine Volksbücherei und ein Volksbrausebad, ein Hauptpostamt und eine Ruhrpromenade. Was der Mann wohl zu Ruhrbania gesagt hätte? In seiner Amtszeit lernen die Mülheimer den Vorzug der Straßenbahn zu schätzen und werden ab 1899 Bürger einer Garnisonsstadt. Die Kaserne an der Kaiserstraße war für den Offizier von Bock ein Prestigeprojekt und wurde für Mülheim zu einem Konjunkturmotor. „Sein Name wird in der Stadt fortleben“, vermutet die Mülheimer Zeitung 1902. Sie sollte Recht behalten. 1914 wird aus der Gustavstraße die Von-Bock-Straße.

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