von: Kai Rawe
Am 15. August 1824 starb in Bochum hoch geehrt Dr. Carl Arnold Kortum, der 1745 in Mülheim an der Ruhr geboren worden war. Kortum gehört sicherlich zu den originellsten und vielseitigsten Persönlichkeiten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, die das Ruhrgebiet hervorgebracht hat. Sein aus Mecklenburg stammender Vater hatte die älteste konzessionierte Apotheke Mülheims, die so genannte „Künzel´sche Apotheke“ in der Kettwiger Straße übernommen, indem er die Witwe des Apothekers geheiratet hatte. Nach dem Tod des Vaters – Kortum war zu diesem Zeitpunkt gerade drei Jahre alt – bemühte sich die Mutter um eine gute Erziehung und Ausbildung ihres Sohnes. Zunächst hatte er wohl mit dem Lernen einige Schwierigkeiten, doch diese überwand er bald und konnte so eine für die damalige Zeit – wenn man es sich denn leisten konnte – recht typische Schul- und Berufsbildung erhalten. Er lernte neben Griechisch und Latein auch Französisch und Hebräisch, ging auf das Gymnasium nach Dortmund und studierte schließlich ab 1763 an der Duisburger Universität Medizin. Nach drei Jahren des Studiums kehrte Kortum 1766 nach Mülheim in sein Elternhaus zurück. Hier ließ er sich mit noch nicht einmal 22 Jahren als Arzt nieder und berichtete später, dass er bereits im ersten Jahr an die 600 Patienten gehabt habe, von denen nur zehn gestorben seien!
Lange hielt es ihn jedoch nicht in seiner Heimatstadt. Nachdem er 1768 seine Cousine Helena Margaretha Ehinger geheiratet hatte, zog er 1770 nach Bochum, in die Heimatstadt von Mutter und Ehefrau. Dort war er lange Zeit der einzige akademisch ausgebildete Arzt und machte sich als Berg- und Oberbergarzt ebenso einen Namen wie als Apotheker, Alchemist, Botaniker, Geograph, Gelehrter und Historiker. Kortum verfasste im Laufe seines Lebens eine Vielzahl von mehr oder weniger wissenschaftlichen und gelehrten Abhandlungen zu einer Fülle von Themen. Neben medizinischen waren es besonders naturwissenschaftliche und historische Themen, die ihn interessierten. So schrieb er zum Beispiel neben einer Abhandlung über die historische Entwicklung der Heil- und Arzneikunst auch die erste bedeutende Bochumer Stadtgeschichte.
Bleibenden Ruhm erlangte er jedoch nicht mit diesen Werken. Es war sein satirisches Heldengedicht „Leben, Meynungen und Thaten von Hieronimus Jobs dem Kandidaten“, das ihm zu literarischen Ehren gereichte. In komischen Knittelversen abgefasst, fand die „Jobsiade“ seit ihrer Erstveröffentlichung im Jahre 1784 in zahlreichen Neuauflagen und Übersetzungen Eingang in die Literaturgeschichte. Carl Arnold Kortum ist bis heute besonders in den beiden Städten, die sein Leben maßgeblich prägten – Mülheim an der Ruhr und Bochum – unvergessen. So tragen die Ehrenmedaille der Fakultät für Medizin und der Innovationspreis der Fakultät für Biologie der Ruhr-Universität Bochum ebenso seinen Namen wie die stadthistorische Vereinigung Bochums, die Kortum Gesellschaft. In Mülheim an der Ruhr erinnert seit September 2006 der Jobsbrunnen wieder an seinem alten Standort neben der Petrikirche an den berühmten Sohn unserer Stadt.
(aus: Mülheimer Zeitzeichen, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr, Band 1)