Eine bewegende Erinnerung an Günther Smend und den 20. Juli 1944

Rudolf Smend (links) und sein Bruder Dr. Axel Smend bei der Ausstellungseröffnung am 16. Juli 2024 (Foto: Emons)

von: Thomas Emons

Mit einer sehr persönlichen und bewegenden Rede eröffnete Dr. Axel Smend, 1944 geborener Sohn von Günther Smend, die Ausstellung zum Leben des Hitler-Attentäters Oberst Graf Claus von Stauffenberg, die bis zum 30. September 2024 im Haus der Stadtgeschichte zu sehen ist. Begleitet wurde Smend bei seinem Gastvortrag im Stadtarchiv von seinem drei Jahre älteren Bruder Rudolf.

Neben seinen beiden Söhnen hinterließ der als Mitwisser des Hitler-Attentates am 8. September 1944 hingerichtete Smend seine 1940 geborene Tochter Henriette und seine Frau Renate von Cossel (1916-2005).

Dr. Axel Smend zitierte in seiner Rede aus der Abiturrede, die sein Vater Günther 1932 am damaligen Staatlichen Gymnasium, der heutigen Otto-Pankok-Schule gehalten hat: „Wir schulden unserem Vaterland kein Pathos, sondern nur die Tat und die Bereitschaft, tapfer zu sein.“

Ein besonderer Schatz, so Axel Smend, sei für seine Familie, das Buch „Gedanken sind Kräfte“, aus dessen biblischen und literarischen Versen sein Vater in den letzten Wochen seines Lebens Kraft und Seelenruhe geschöpft habe. Smend zitierte daraus den Vers: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft und meinen Glauben gehalten“, den sein Vater am 1. August 1944 unterstrichen habe.

Bewegend war auch Axel Smends Erinnerung daran, dass auch nach dem Ende der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges, Umfragen der Alliierten Militärregierung zeigten, „dass damals immer noch 75 Prozent der Deutschen hinter Hitler standen und das er selbst als Gymnasiast im Jahr 1954 von seinem Schuldirektor als „Sohn eines Verräters“ bezeichnet worden sei.

„Auch heute brauchen wir ein widerständisches Denken und Handeln, das der inneren Stimme unseres Gewissens folgt. Und heute können wir als Deutsche dem 20. Juli 1944 ebenso gut und dankbar gedenken, wie dem 17. Juni 1953, dem 9. November 1989 und dem 3. Oktober 1990“, sagte Axel Smend mit Blick auf das Vermächtnis seines Vaters und seiner Mitstreiter gegen das menschenverachtende Hitler-Regime.

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