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Ein Mann von 100 Jahren: In memoriam Fritz Heckmann

Der Jubilar Fritz Heckmann (Foto: Thomas Emons)
Der Jubilar Fritz Heckmann kurz vor seinem 100. Geburtstag (Foto: Thomas Emons)

von: Thomas Emons

Fritz Heckmann war das älteste Mitglied des Mülheimer Geschichtsvereins. Am 19. Oktober 2023 konnte er im Kreise seiner Familienangehörigen und Freunde noch seinen 100. Geburtstag feiern. Am Silvestertag 2023 ist er verstorben und wird vielen Menschen in Mülheimer in guter Erinnerung bleiben.

Heckmann war als langjähriges Mitglied des 1906 gegründeten Geschichtsvereins und des 1991 gegründeten Geschichtsgesprächskreises Styrum Chronist und Teil der Stadtgeschichte. Aufgewachsen war er an der Kaiser-Wilhelm-Straße in Styrum. Das Haus hatte sein Großvater 1900 errichtet. Im Erdgeschoss betrieb die Tante ein Lebensmittelgeschäft. Dort gab es noch Wäsche-Soda aus einer Holzkiste und ein Petroleumfass mit Pumpe. Viele Styrumer Haushalte waren damals noch ohne elektrisches Licht, stattdessen erleuchteten Petroleumlampen die gute Stube. 1923, im Jahr der Hyperinflation und des Hitler-Putsches geboren, hat Heckmann noch das ländliche Styrum kennengelernt. Im Landjahr 1938 lernte er bei einem Bauern in Styrum und Menden das Pflügen, pendelte mit Pferd und Wagen zwischen den Höfen.

In der Evangelischen Volksschule an der Augustastraße lernte er von 1929 bis 1938 fürs Leben. Seinen Lehrer Klang, der seine technische und handwerkliche Begabung förderte, lobt er voller Dankbarkeit. Seine Leidenschaft hat er als Meister beim Mülheimer Gerätebauer Haage an der Neudecker Straße zwischen 1938 und 1988 zum Beruf gemacht. Bis heute pflegt er den Kontakt zu alten Kollegen.

Fritz Heckmann gehörte zur Kriegsgeneration. 1942 wurde er Soldat der deutschen Wehrmacht. 1943 gehörte er zu den Flugzeugtechnikern, die den Lastensegler JU87 konstruierten und startklar machten, mit dem die Wehrmacht in Hitlers Auftrag den italienischen Diktator Benito Mussolini aus seiner Haft befreite.

Nach dem Krieg arbeitete er wieder bei Haage und fuhr mit der Straßenbahn zum Dienst. Damals saßen die Fahrgäste auf Holzbänken und wurden von uniformierten Schaffnern begleitet. Die Fahrt von Styrum nach Holthausen kostete 20 Pfennig. Erst, wenn jeder einen abgeknipsten Fahrschein hatte und alle ordnungsgemäß ein- und ausgestiegen war, klingelte der Schaffner und gab dem Mann an der Kurbel das Signal zur Weiterfahrt.

Für seine 2016 verstorbene Frau Helga und die vier gemeinsamen Kinder Friedrich, Heinz-Ulrich, Hans-Joachim und Martina hatte Heckmann mit seinem Schwiegervater Mitte der 1950er Jahre in Styrum das Haus gebaut, in dem er bis zuletzt mit Tochter und Schwiegersohn lebte.

….wie die alle hießen: mein Großvater hieß Friedrich, mein Vater hieß Friedrich und dann wurde ich ein Fritz, denn die anderen wurden auch alle Fritz gerufen.

Mit großer Detail-Kenntnis, jugendlichem Elan und Begeisterung erklärt Fritz Heckmann seine 100 Jahre, die seiner Familie und die von Styrum, seinem Geburts- und Wohnort.

Das ländliche Styrum in den 1940er Jahren
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